"Knight Of Cups" Esoterik sah selten besser aus

Düsseldorf · "Knight Of Cups", der neue Film von Regisseur Terrence Malick, ist ein Bilderrausch mit weihevollen Kommentaren aus dem Off.

Er meidet den roten Teppich, gibt kaum Interviews und keine Pressekonferenzen. Der scheue US-Regisseur Terrence Malick ("The Tree of Life", "Der schmale Grat") lässt lieber seine Filme für sich sprechen, die nach 20 Jahre währender Abstinenz zwischen 1978 und 1998 wieder in rascher Folge auf die Leinwand kommen. Und sein neues Werk hat auch eine eindeutige Botschaft. Das philosophisch-poetische Drama "Knight of Cups" handelt davon, wie der Mensch in seinem Leben den rechten Weg findet - und es wirkt an manchen Stellen fast so, als ob der 71-jährige Malick in missionarischer Mission unterwegs sei.

Knapp zwei Stunden lang berichtet Malick in einer gewaltigen Bilderflut von der Suche des erfolgreichen Hollywood-Drehbuchautors Rick (Bale) nach dem Sinn des Lebens. Malick verzichtet dabei weitgehend auf eine klassische Filmerzählung. Man kennt das von ihm, in "Tree Of Life" etwa ging er ähnlich vor. Das Assoziative liegt ihm näher, er filmt, wie man denkt: Gedankensprünge und das Aufflackern von Erinnerungen wechseln einander ab. Er lässt seine Hauptfigur durch Los Angeles ziehen - samt langen Monologen und Dialogfetzen. Getrieben wird der Filmheld auch von den Beats, mit denen der Regisseur das Leben in der pulsierenden Metropole Los Angeles unterlegt hat - gleichsam der Herzschlag der Stadt und ihrer Einwohner.

"Knight of Cups" ist wie schon Malicks Film "The Tree of Life", mit dem der Regisseur 2011 die Goldene Palme in Cannes gewann, ein assoziativer Bilderrausch.

Der Protagonist treibt dabei durch sein Leben in Kalifornien und hat wechselnde Partnerinnen, darunter Natalie Portman ("Black Swan") und Cate Blanchett ("Cinderella", "Blue Jasmine"). Die inneren Stimmen der Figuren kommentieren das Geschehen auf der Leinwand aus dem Off. In diesen Texten geht es mitunter arg esoterisch und weihevoll zu, der Regisseur will nichts dem Zufall überlassen, sondern seine Botschaft klar machen. Malicks in Videoclip-Ästhetik gedrehter Film wird am Ende aber zu einer etwas ermüdenden Predigt über Sinn und wahre Liebe - was den Zuschauer wahlweise ratlos, fasziniert oder genervt zurücklässt.

Ähnlich mysteriös wie der Film um Hollywoods Glamour, Star-Kult und Glücksversprechen muss auch der Dreh gewesen sein, wie Bale ("American Hustle") bei der Premiere auf der Berlinale erzählte. "Terry hat mir nicht gesagt, um was es in dem Film geht." Er habe auch nie gewusst, was er an den jeweiligen Drehtagen machen müsse. Es sei rätselhaft gewesen: "Der Film handelt von jemandem, der seine Träume und Sehnsüchte erreicht hat, aber trotzdem eine große Leere spürt", interpretierte Bale die Intention des Regisseurs. Und: "Es ist eine Ode an L.A.", sagte der Oscar-Preisträger.

Der Filmtitel "Knight of Cups" (Ritter der Kelche) bezieht sich auf eine Tarot-Karte mit dem selben Namen. Sie steht in dem Kartenspiel unter anderem für Selbstfindung, das Träumerische und das Sehnsuchtsvolle. "All die Jahre lebe ich das Leben eines Menschen, den ich gar nicht kenne", sagt Rick zu Beginn des Films und bricht dann auf zu einer inneren Reise hinter die Fassaden der ungezügelten Partys und spektakulären Geschäftsabschlüsse.

(RP)
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