Kinostart von "Kiss the cook" Brutzel dich frei!

Los Angeles · "Kiss the cook" erzählt von einem Koch, der vom Sternerestaurant auf den Imbisswagen umsteigt, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Nette Feelgood-Komödie mit Scarlett Johansson - und Speise-Fotos, die hungrig machen.

 Gourmet-Koch Carl Casper eröffnet einen Foodtruck.

Gourmet-Koch Carl Casper eröffnet einen Foodtruck.

Foto: dpa, mbk

Diesmal will er etwas wagen. Carl Casper kocht in einem Gourmet-Restaurant in Los Angeles. Er hat sich einen guten Ruf erarbeitet, doch er hat das Zeug zu mehr - zu wirklich ausgefallenen Kreationen. Und nun hat sich der bekannteste Restaurant-Tester der Stadt angesagt, kein Kritiker mehr wie zu Louis de Funès Zeiten, sondern ein hipper Blogger, der die Besucherströme der Stadt lenkt. Also fährt Carl zum Großmarkt, dem Ort seiner Inspiration, und hat das Menü des Abends im Kopf schon angerichtet, als Riva die Küche betritt. Dem alten Herrn gehört das Restaurant, er schätzt seinen Koch, aber nicht dessen Experimente. Ein Streit. Ein Basta vom Chef. Gekocht werden Wachteleier und zum Nachtisch Marmorküchlein mit flüssigem Kern. Die Avantgarde von gestern also. Prompt gibt es Häme vom Blogger, Carl pöbelt zurück, versehentlich wird das über Twitter öffentlich. Und schon hat die Stadt einen köstlichen Skandal. Und Carl ist seinen Job los.

Jon Favreau ist einer der einflussreichsten Filmemacher Hollywoods, der als Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler arbeitet. Vermuten würde man das nicht, denn er hat die Statur des sympathischen Verlierers, des Teddybären mit dem melancholischen Blick. Favreau gehört zum Typus des leicht Übergewichtigen, der immer abnehmen will, sich dann aber doch wieder eine Praline zwischen die Lippen schiebt und genüsslich die Augen verdreht. Den gequälten Chefkoch nimmt man ihm also gleich ab. Dazu hat er zahlreiche Hollywood-Stars in Nebenrollen versammelt. Dustin Hoffman spielt für ihn den tyrannischen Restaurantchef, Scarlett Johansson mit schwarzen Haaren die alternative Sommelière im Dragon-Look und Robert Downey Jr. wird zum Retter in der Not, indem er Carl einen rostigen Imbisswagen schenkt. Es wird geputzt und gebrutzelt, Carl fängt wieder unten an, als Kerl am Grill. Und weil selbst seine Sandwiches eine besondere Note haben, stehen die Leute bald Schlange und Carls Rückkehr in den Gourmet-Olymp nur noch ein paar private Problemchen im Wege.

"Kiss the cook" ist ein Gute-Laune-Film, der Themen wie die neuen Medien, Loyalität unter Freunden und die Probleme von Scheidungskindern sacht streift, ohne sich den Schwung nehmen zu lassen. So nimmt Carl in seinem Imbisswagen nicht nur wieder Kurs auf seine Karriere, sondern nähert sich auch seinem kleinen Sohn wieder an, den er seit seiner Scheidung nur noch in Abständen sieht. Diese Vater-Sohn-Geschichte mit dem sehr guten Kinderdarsteller Emjay Anthony ist der anrührendste Teil dieses Films, die Geschichte ansonsten leider total absehbar.

"Kiss the cook" ist also kein Road-Movie, dessen Entwicklung fesseln würde. Vielmehr baut der Film sehr schnell südamerikanisches Flair auf, schenkt dem Zuschauer warme Gelassenheit und das gute Gefühl, dass aus jeder Niederlage ein Weg hinausführt. Vor allem, wenn man gut brutzeln kann, eine ehrliche Haut ist und Freunde hat, auf die Verlass ist. Dieser Film serviert also kein raffiniertes Menü, sondern ein ehrliches, saftiges Sandwich à la Carl. Überrascht nicht, aber schmeckt. Und macht satt.

(RP)
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