Kino-Kritik Kinder-Klassiker ganz neu

Düsseldorf (RP). Die besten Sprüche, oder besser gesagt den besten Spruch hat hier der Seele-Fant. Immer dann, wenn da oben auf der Leinwand die chaotischsten Sachen passieren, bewertet er das Tohuwabohu mit einem prägnanten "Das ist nicht normal". Eben dieses werden vielleicht auch all jene sagen, die mit den Figuren der legendären Augsburger Puppenkiste aufgewachsen sind und wehmütig in Erinnerungen an den brüllenden Löwen, an Jim Knopf und eben an das Urmel aus dem Eis schwelgen.

 Urmel ist im 21. Jahrhundert angekommen.

Urmel ist im 21. Jahrhundert angekommen.

Foto: Constantin

Nein, dieser kleine drollige Dino da oben, der eher an Plastikspielzeug made in Hongkong denken lässt, hat kaum noch etwas zu tun mit jenem tapsigen grünen Marionetten- Wicht, der Ende der 1960er Jahre an den Fäden der Puppenkiste als TV-Serie über die deutschen Fernsehschirme flimmerte und so herrlich unvoreingenommen und mit großen Knopfaugen die Welt erkundete.

Es ist wie es ist, der Zahn der Zeit nagt auch an den schönsten Dingen, und so muss sich selbst der sturste Urmel-Purist damit abfinden, dass an Strippen gezogene Puppen samt Wolken aus weißer Watte und Meereswellen aus blauer Plastikfolie nicht mehr den Geschmack der jüngeren Kinogänger treffen.

Nachdem die Regisseure Reinhard Klooss und Holger Tappe der fast vierzig Jahre alten Figur des Kinderbuchautoren Max Kruse bereits 2006 in "Urmel aus dem Eis" eine computeranimierte Frischzellenkur verpasst hatten, schubsen sie das aufgemotzte Urmel nun in der Fortsetzung in den Vergügungspark eines schmierigen Schurken, wo sich hinreichend Gelegenheit bietet, verschiedene Action-Attraktionen aneinanderzureihen. Der Titel "Urmel voll in Fahrt" ist dabei wortwörtlich zu nehmen: Eine Skateboard-Raserei und eine Achterbahnfahrt, diverse Verfolgungsjagden und Rutschpartien sorgen für reichlich Slapstick-Schauwerte der kindischen Art und demonstrieren, dass das Urmel im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Das überdeckt denn auch die wenig originelle Story, die Altbewährtes erzählt, vom tierischen Helden, der in die Fänge eines Bösewichts gerät und von seinen Freunden gerettet wird. "Urmel voll in Fahrt" ist ein gut gemachter Animationsfilm, der den Vergleich mit anderen Filmen dieser Gattung nicht zu scheuen braucht. Aber vom Zauber alter Puppenkisten-Tage ist nicht viel geblieben. Und während sich die Kleinsten über soviel gebotenen Bewegungsdrang wahrscheinlich freuen werden, bleibt den Eltern nur der verklärte Blick zurück.

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