Film-Kritik Keine Lieder über Liebe: Fakes, ganz echt
Eine verzwickte Dreieecksbeziehung, viel Musik und attraktive Darsteller: In "Keine Lieder über Liebe" zeigt ein "Film im Film", wie schwierig es ein kann, die Wahrheit hinter einer Fassade herauszufinden. Will man die Wahrheit wirklich wissen? Ist eine vergangene Liebe eine Gefahr?
Tobias Hansen (Florian Lukas) strebt eine Karriere im Filmgeschäft an. Sein erstes Projekt soll ein Tourneebericht über die Rockband seines Bruders Markus (Jürgen Vogel) werden. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn eigentlich will Tobias in Erfahrung bringen, was zwischen seinem Bruder und seiner Freundin Ellen (Heike Makatsch) vor einem Jahr gelaufen ist. Tobias ist sich sicher, dass die beiden damals eine heimliche Affäre hatten. Schnell kommt es während der Dreharbeiten zu massiven Spannungen.
Einen fiktionalen Film, der wie eine Dokumentation aufgebaut ist, nennt der Amerikaner Mockumentary. In Deutschland ist dieses Genre noch relativ jung. Doch mit dem steigenden Erfolg echter Dokumentarfilme zieht jetzt auch die fiktive Variante langsam in das Bewusstsein deutscher Filmemacher ein.
In "Keine Lieder über Liebe" schildert Regisseur und Drehbuchautor Lars Kraume ("Viktor Vogel - Commercial Man") unter dem Deckmantel einer Musikdokumentation eine verzwickte Dreiecksbeziehung. Die Handlung zeigt er allein aus dem Blickwinkel eines gesichtslosen Kameramannes. Was dessen Linse nicht erspäht, kommt zumindest visuell auch nicht vor.
Für seinen Film stellte Kraume eine eigene Band mit dem Namen Hansen und Musikneuling Vogel als Frontmann zusammen und ging mit dieser auf Tour durch Norddeutschland. Die Aufnahmen in den kleinen Clubs, Vogels rauchig-schmusiger Gesang und das Publikum sind echt. Gedreht wurde chronologisch, wobei Kraume seine Schauspieler stets im Unklaren darüber ließ, wie sich die Geschichte am folgenden Tag weiterentwickeln würde.
Auch die lakonischen Dialoge zwischen den Hauptdarstellern Lukas, Vogel und Makatsch über Liebe, Beziehungen und Seitensprünge sind größtenteils improvisiert. Und doch folgt alles auf geheimnisvolle Weise einem roten Faden.
Die ansehnliche Mischung aus fiktiver Musikdokumentation und authentisch wirkendem Liebesdrama führte unter den Schauspielern bisweilen zu Konfusionen. So zeigte sich Lukas überrascht, als er erfuhr, dass die freundliche Bedienung, die in Hannover mit ihm geflirtet hatte, in Wahrheit eine Nebendarstellerin war. Makatsch rührte ein Seemann zu echten Tränen, der während eines Drehtages auftauchte und von seiner verflossenen Liebe erzählte. Aber selbst dieser Monolog war geplant.
"Keine Lieder über Liebe" ist ein interessantes Filmprojekt mit vielen tragikomischen Momenten. Das Zusammenspiel der drei Hauptdarsteller überzeugt ebenso wie der eingängige Soundtrack der Zweckgemeinschaft Hansen.