Film-Kritik Kaltes Land: Eine Frau setzt sich zur Wehr

Alles andere als ein einfaches Leben führt die Protagonistin von "Kaltes Land" Josey Aimes. Die allein erziehende Mutter verdient ihr Geld in einem Eisenbergwerk in Minnesota. Ein Knochenjob, zumal Josey nicht nur körperlich schuften, sondern sich auch in einer chauvinistischen Männerwelt behaupten muss. Das bewegende Sozialdrama mit Charlize Theron ist derzeit in den deutschen Kinos zu sehen.

Kaltes Land
28 Bilder

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Foto: 2005 Warner Bros.

Inszeniert hat den Film um eine Frau, die sich gegen sexuelle Belästigung ihrer männlichen Kollegen zur Wehr setzt und damit eine Lawine auslöst, die neuseeländische Regisseurin Niki Caro. Mit ihrem einfühlsamen Streifen "Whale Rider" konnte Caro genug Aufmerksamkeit erregen, um nun ihre erste Hollywood-Produktion mit einer ganzen Reihe erstklassiger Darsteller vorzulegen. Dazu gehört die aus Südafrika stammende Oscar-Preisträgerin Charlize Theron ebenso wie ihre amerikanischen Kolleginnen Frances McDormand und Sissy Spacek, die ebenfalls schon mit diesem begehrten Preis bedacht wurden.

Die männlichen Akteure, immerhin von guten Schauspielern wie Sean Bean und Woody Harrelson verkörpert, haben in diesem Frauenfilm um Frauenleid nur untergeordnete Bedeutung. Es sind zwar Männer, an denen Josey fast verzweifelt, aber es sind eben auch Männer, gegen die sie sich nach einsamem Kampf im Betrieb und vor Gericht schließlich triumphal durchsetzt. Es ist die wahre Geschichte der Lois Jensen, die nach vieljährigem Kampf 1998 ihre Klage gegen die sexuellen Belästigungen in einem Eisenbergwerk von Minnesota juristisch gewann und mit zwei anderen Frauen eine Entschädigungssumme von 3,5 Millionen Dollar kassieren konnte.

Bedrückende Lebensumstände der Arbeiterschaft

Hollywood mag solche Geschichten, wie frühere Filme mit Sally Field und Meryl Streep bereits gezeigt haben. Charlize Theron ist nicht nur körperlich ein ganzes Stück größer als ihre beiden Kolleginnen, sie ist auch fast zu schön für die Rolle einer hart arbeitenden Frau in der Mine. Aber die ehrgeizige Blondine, die sich nicht damit begnügen wollte, ein Topmodel zu bleiben, sucht extreme Herausforderungen. Das hat sie mit ihrer Oscar-Rolle als verwahrloste Mörderin in "Monster" bewiesen, das zeigt sie nun erneut. Dafür gebührt ihr Respekt, prompt ist sie auch erneut für den Oscar nominiert worden.

Niki Caro lässt von der ersten Einstellung an keine Zweifel, dass es ihr um einen realistischen Film mit realem sozialen und psychologischen Hintergrund geht. Das Leben von Josey ist Kampf um ein Minimum an materieller Sicherheit und emotionaler Geborgenheit. In diesem Milieu haben es Männer schwer und Frauen noch schwerer. Der Film ruft nicht zum Kampf der Geschlechter auf, auch wenn sich ausschließlich Männer abscheulich verhalten. Gezeigt werden vielmehr die bedrückenden Lebensumstände der Arbeiterschaft im eisigen Norden, die zur Verrohung vieler Seelen führen. "Kaltes Land" ist ein Film über diejenige Seite der USA, die wir seit Michael Moore besser kennen, aber sicher nie lieben werden.

(ap)
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