Film-Kritik Jarhead: Krieg gegen die Langeweile

Dass Krieg immer auch ein schmutziges Geschäft ist, und keine "Operation", wie manche Medien am Bildschirm zum Teil gerne glauben machen möchten, zeigt der Film "Jarhead" von Sam Mendes. Der Einsatz der Elitesoldaten im Golfkrieg 1991 war in den eigentlichen Gefechten zwar fast "risikofrei". Doch die echte Gefahr lauerte gleich um die Ecke: Terroristen und fanatische Selbstmordattentäter machten und machen den Einsatz in der Wüste zur Hölle, dazu kam das zermürbende Warten...

Jarhead
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Foto: uip

Der britische Regisseur und Oscarpreisträger Sam Mendes blickt in seinem verstörenden Film "Jarhead" zurück auf eine Episode des ersten Irak-Kriegs im Jahr 1991. Vorlage des Dramas ist der gleichnamige autobiografische Roman des damaligen amerikanischen Kriegsteilnehmers Anthony Swofford, der in den USA ein Bestseller war, aber auch nicht den zweiten Irak-Krieg 2003 verhindern konnte.

Der Autor, im Film kurz Swoff genannt, erzählt die Geschichte eines perfekt ausgebildeten Marine-Infanteristen, der es mit seinen Kameraden überhaupt nicht erwarten kann, in die Schlacht gegen die Truppen Saddam Husseins zu ziehen, möglichst viele Feinde zu töten und ruhmvoll heimzukehren. Zu den eindrucksvollsten Szenen des Films gehören diejenigen am Anfang, wenn die jungen Marines in ihrem Camp eine Kinovorführung von Francis Ford Coppolas Vietnamdrama "Apocalypse Now" erleben. Bei dem berühmten, von Richard Wagners "Walkürenritt" begleiteten Hubschrauberangriff der Amerikaner auf ein kleines Küstendorf verwandeln sich die uniformierten Zuschauer geradezu in tobende, anfeuernde Schlachtenbummler der mörderischen Zerstörung.

Dass aber der Krieg im Kino überhaupt nichts mit dem in der modernen Realität zu tun hat, erleben Swoff und die anderen Soldaten schon sehr bald nach ihrer Ankunft in der Wüste, nicht weit von der irakischen Grenze. Dort werden sie mit zwei Feinden konfrontiert, gegen die alle Waffenüberlegenheit völlig versagt: die Hitze und die Langeweile. Das macht diesen Film vom Krieg so anders als alle Kriegsfilme und auch die allermeisten Antikriegsfilme: Mendes zeigt, wie jämmerlich die Rolle dieser Soldaten bei einem bewaffneten Konflikt sind, in dem Luftwaffe und Marschflugkörper dem unterlegenen Feind nicht die geringste Chance lassen, der Vernichtung zu entgehen.

Szenen, die sich ins Gedächtnis brennen

Mit Jake Gyllenhaal als Swoff sowie Peter Sarsgaard und Oscar-Preisträger Jamie Foxx sind einige der hoffnungsvollsten jüngeren Hollywood-Schauspieler in den Hauptrollen zu sehen. Sie machen mit viel Körpereinsatz das Beste aus ihrer Aufgabe, vergeblich aufs Töten wartende Soldaten zu spielen. Bei zwei Stunden Laufzeit des Films wird das nicht nur für diese, sondern auch für die Zuschauer zur Geduldsprobe, zumal die etwas überinszeniert wirkenden Zänkereien der Marines untereinander nur begrenzten Unterhaltungswert besitzen.

Aber "Jarhead" hat durchaus Szenen, die sich ins Gedächtnis einbrennen: Wenn die Soldaten auf die grausigen Reste einer irakischen Fahrzeugkolonne stoßen, die von US-Kampfflugzeugen restlos zerstört wurden. Die verkohlen Leichen zeigen den kampfeslustigen Invasoren aus Übersee das hässliche Gesicht dieses Krieges. Ob allerdings Mendes mit seinem Film die Aufklärung darüber erreichen wird, darf bezweifelt werden, denn seine Anziehung aufs Massenpublikum dürfte sehr begrenzt bleiben. Und zu Tode gelangweilte US-Soldaten in der Wüste ermüden auch gutmeinende Betrachter mit zunehmender Dauer doch ziemlich.

(ap)
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