"Im Namen des..." im Kino Ein Drama um Pater Adam, den Menschen

Er wirkt wie ein Asket - und ist doch ein Mensch mit normalen Sehnsüchten. Das Drama "Im Namen des..." dreht sich um das Leben von Pater Adam in der polnischen Provinz. Nur langsam wird deutlich, dass innere Konflikte den jungen Priester zermürben.

"Im Namen des..." mit Andrzej Chyra: Ein Drama um Pater Adam, den Menschen
Foto: dpa, kde

Ein Film über einen schwulen Priester birgt Zündstoff - erst recht, wenn er im streng katholischen Polen spielt. Pater Adam (Andrzej Chyra) wurde in die Provinz strafversetzt, aber er scheint dort in seiner neuen Aufgabe aufzugehen. Engagiert arbeitet er mit Jungen aus schwierigen Verhältnissen. Seine pubertierenden Schützlinge respektieren ihn. Adam ist diszipliniert, achtet auf die Tischmanieren, und Alkohol trinkt er nur in Maßen. "Ich muss sauber bleiben", sagt er.

Dem Zuschauer schwant beim Drama "Im Namen des..." nur langsam, welche inneren Konflikte Adam austrägt. Immer wieder sieht man den scheinbar asketischen Pater, wie er bis zur Verausgabung durch Wälder rennt. "Laufen ist wie ein Gebet", sagt er, doch man beginnt zu ahnen, dass er auch vor sich selbst wegläuft. Plötzlich betrinkt sich Adam. Er dreht die Musik auf, nimmt ein Papstporträt von der Wand und tanzt mit dem Bild in den Armen durch seine Wohnung. Seine unterdrückten Sehnsüchte übermannen ihn.

"Er hat doch auch Bedürfnisse, wie jeder andere Mensch", sagt einer der Jugendlichen, als sie untereinander darüber nachdenken, wie der Pater mit dem Zölibat klarkommt. Und die Leute aus dem Dorf meinen: "Ein Pfarrer ist kein Heiliger, nur wenn er die Soutane trägt und die Messe abhält, ist er Pfarrer - danach ist er ein Mensch wie alle anderen."

Was das Zölibatsgelübde Priestern abverlangt, wird bereits klar, als Ewa, eine Frau aus dem Dorf, Adam schöne Augen macht und den jungen Pater verführen will. "Ich bin schon vergeben", sagt Adam. Doch nicht nur der Zölibat hindert ihn. Seine Gefühle geraten durcheinander, als er Lukasz näherkommt. Der Pater fühlt sich von dem schweigsamen, etwas sonderbaren jungen Mann aus dem Dorf angezogen.

Sommerliches Zirpen durchzieht den Film. Mit freiem Oberkörper raufen die Jungen aus dem Heim, spielen Fußball, sie schwitzen auf einer Baustelle. Ein Pater und seine Schutzbefohlenen - da denkt man unweigerlich an den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche, an "schockierende, heftige Geschichten", wie es die polnische Regisseurin Malgorzata Szumowska ausdrückt. Darum geht es in ihrem Drama jedoch nicht. Sie selbst sagt über ihren Film: "Mich interessierte die Liebe, die Sehnsucht nach einer Liebe, die als Sünde gilt." Sie habe nicht über die Figuren im Film urteilen wollen.

Das dürfte der Regisseurin gelungen sein. Adam - das heißt "Mensch" auf Hebräisch. Und das Drama "Im Namen des..." - bei der Berlinale 2013 mit dem queeren Filmpreis Teddy Award ausgezeichnet - erzählt die Geschichte von Adam als einem Menschen mit seinen ganz normalen Sehnsüchten. Der Film, der die Bilder oft alleine sprechen lässt und über weite Strecken ohne Dialoge auskommt, wirkt bei alldem eindringlich und zugleich unaufdringlich.

(dpa)
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