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Kino-Kritik Hotel: Gruseln hinterm Thresen

Ein neuer Job, der vermeintlich easy klingt, lockt die junge Irene in ein Hotel am Wald. Doch die Nächte dort entwickeln sich zum Horrortrip. Das mysteriöse Haus zieht sie immer mehr in ihren Bann. In Jessica Hausners Film kommt gerade deshalb Spannung auf, weil man mehr ahnt als sieht.

Hotel
8 Bilder

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Foto: Neue Visionen/© coop99/N.Albert

Die 22-jährige Irene (Franziska Weisz) tritt in einem abgelegenen Waldhotel eine neue Stelle als Rezeptionistin an. Die introvertierte junge Frau ist zunächst fasziniert von der Ruhe des einsamen Ortes, doch rasch stellt sie fest, dass ihre Vorgängerin auf mysteriöse Weise verschwand. Irene beginnt, der großen Stille zu misstrauen. Während sie die langen Hotelflure und labyrinthischen Kellergänge erkundet, stößt sie beim verschwiegenen Personal auf Desinteresse, wird sogar von Kollegen wie Petra (Birgit Minichmayr) und Erik (Christopher Schärf) offenkundig gemobbt.

Langsam scheint sich ihr Schicksal mit dem ihrer Vorgängerin zu verweben, etwa wenn sie deren Spuren in den Wald folgt. Dort soll einer Sage zufolge seit Jahrhunderten eine 'Waldfrau' ihr Unwesen treiben. Und auch Irene fühlt sich zunehmend von mysteriösen Mächten bedroht.

Schon in ihrem Langfilmdebüt "Lovely Rita" hat die junge Regisseurin Jessica Hausner ein junges Mädchen auf Abwegen porträtiert, eine einsame Außenseiterin in einer kalten, verständnislosen Welt. In ihrem neuen Film verdichtet sie das Leiden unter der Selbstisolation zu einer existenziellen Krise, einer schleichenden Identitätsauszehrung, die sie in der Parabel eines Schauermärchens vermittelt.

Hausner spielt dabei raffiniert mit den Genre-Konventionen des Mystery-Thrillers: Durch geschickte Kameraführung und eine irritierende Tongestaltung kreiert sie eine Atmosphäre der beständigen Verunsicherung, die sich zur diffusen Bedrohung steigert. Die Erwartung des Schreckens wird jedoch nie eingelöst, es gibt kein sichtbares Verbrechen, und es bleibt schließlich auch offen, was mit Irene passiert.

In gemächlichem Erzähltempo und mit beachtlicher stilistischer Souveränität führt Hausner die Zuschauer in die Irre und viele von ihnen auch in den Frust, weil die geradezu somnambul wirkenden Gänge der Hauptfigur die Geduld strapazieren und am Ende nicht zu einer Auflösung führen.

Geschickt zitiert das Psychodrama Vorbilder des Genres - von Alfred Hitchcock bis David Lynch, von deutschen Volksmärchen über die Gothic Novel bis zu Franz Kafkas "Schloss". Die Entpsychologisierung der Hauptfigur lässt den Einfluss der österreichischen Regie-Kollegen Michael Haneke und Ulrich Seidl erkennen. Die stärkste Analogie des unterkühlten Hotel-Ambientes ergibt sich aber zu Stanley Kubricks Horror-Klassiker "The Shining". Eine eindrucksvolle Leistung bietet in der schwierigen Rolle der Irene die junge Franziska Weisz. Auf der Diagonale 2005 gewann "Hotel" den Hauptpreis und den Drehbuchpreis.

(afp)
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