"Conjuring — die Heimsuchung" Horror-Schocker geht am Ende die Puste aus

Düsseldorf · Der Horrorthriller "Conjuring – die Heimsuchung" hat alle überrascht: Entgegen aller Erwartungen stürmte der Film die Spitze der US-Kinocharts. Zu Recht: "­Saw"-Regisseur James Wan ist ein guter Film gelungen, der die Zuschauer das Fürchten lehrt - aber leider im letzten Viertel rapide nachlässt.

Szenenbilder zu dem Kinofilm "The Conjuring"
20 Bilder

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Der Horrorthriller "Conjuring — die Heimsuchung" hat alle überrascht: Entgegen aller Erwartungen stürmte der Film die Spitze der US-Kinocharts. Zu Recht: "­Saw"-Regisseur James Wan ist ein guter Film gelungen, der die Zuschauer das Fürchten lehrt - aber leider im letzten Viertel rapide nachlässt.

Es war schon eine Überraschung, als sich herausstelle, dass ein ambitioniertes B-Movie den Sprung an die US-Amerikanischen-Kinocharts geschafft hatte. Dabei starteten in den US-Kinos vor rund zwei Wochen einige pozenzielle Kassenschlager, wie etwa der Animationsfilm "Turbo — Kleine Schnecke, großer Traum", der Actionfilm "RED 2" oder die Fantasy-Actionkomödie "R.I.P.D." Doch während diese möglichen Blockbuster teils gnadenlos floppten, schaffte der Horrorthriller "Conjuring — Die Heimsuchung" den Sprung auf den Thron und spielte dabei fast das Doppelte wie der zweitplatzierte Konkurrent ein.

Die Gründe dafür werden Produzenten wohl Anlass zum Grübeln gegeben haben. Lag es am Faible des amerikanischen Publikums für Horrorfilme? Oder muss Hollywood andere Blockbuster konzipieren, nach dem Motto: weniger Bombast, mehr Grips? Das könnte auch den wirtschaftlichen Misserfolg des Actionspektakels "Pacific Rim" erklären, das am Startwochenende nur ein Fünftel seines 200-Millionen-Dollar-Budgets in den USA einspielte. Vielleicht werden die Kinobesucher aber mittlerweile auch lediglich ein wenig nostalgisch.

Das Beste aus dem Plot gemacht

"Conjuring", der am 1. August in den Deutschen Kinos anläuft, protzt nicht unbedingt mit innovativen Einfällen — das ist aber bereits vor dem Kinobesuch klar. Es ist 1971: Eine Familie zieht in ein Haus, schreckliche Dinge sind dort vorgefallen, es ist also verflucht und das siebenköpfige Ensemble muss sich mit Dämonen herumschlagen.

Die Macher belassen es aber nicht bei dieser Situation, sie geben dem Werk noch eine weitere Dimension: Da sind nämlich auch die sogenannten Dämonologen Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga), die am Anfang des Films als tatsächlich existierende Personen eingeführt werden. Denn, das dürfte für Regisseur James Wan und Co. von großer Bedeutung gewesen sein, die Geschichte beruht auf wahren Ereignissen. Jedenfalls so ungefähr, mit einiger künstlerischer Freiheit.

Das tut aber auch letztlich nichts zur Sache. Ob man sich mit dem Spuk anfreunden kann oder nicht, Regisseur Wan, der unter anderem für den ersten Teil der "Saw"-Reihe verantwortlich war, inszeniert die für das Werk essenziellen Schockmomente mit größter Effizienz. Der Film ist nichts für schwache Nerven.

Jetzt, aber! Doch nicht, aber jetzt wirklich!

Der Film passt sich seiner Zeit an, streckenweise ist hier ein geradezu penibel konstruierter Horrorschocker alter Schule entstanden — wenig wird explizit gezeigt, die Angst entsteht im Kopf des Zuschauers, getragen von den Reaktionen der Protagonisten.

Wan arbeitet mit lautem Sound- und typischen Schockeffekten ("Ist da etwas unter meinem Bett?"). Außerdem gelingen ihm und Kameramann John R. Leonetti fantastische Bilder: Einerseits wird die Kamera in zahlreichen Schwebefahrten um und durch das spukende Haus bewegt, andererseits lassen die Macher sie bei Horrorszenen teils unbeteiligt zuschauen.

Letzter Akt enttäuscht

Eklatante Schwächen offenbart der rund zweistündige Film dennoch: Leider geht "Conjuring" zum Schluss die Puste aus. All das, was das Werk so stark gemacht hat, wird im dritten und letzten Akt zunichte gemacht. Der Grundtenor des Films ändert sich radikal, das Werk verliert jegliche Spannung.

Wan beschäftigt sich in den letzten Szenen mit einem klassischen Exorzismus. Hier büßt der Schocker all seine Überraschungseffekte ein, das Böse wird konsequent visualisiert und damit beinahe der Lächerlichkeit preisgegeben.

Die Anspannung weicht dementsprechend der Enttäuschung. Der bis dahin gut konzipierte Horrorschocker wird durch ein schwächelndes Schlussviertel im Plot degradiert. Das ist schade, weil es "The Conjuring", anders als den zahlreichen Blockbustern des Sommers, gelingt, den Zuschauer zu überraschen — zumindest größtenteils.

(jco)
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