Teenie-Komödie als Überlebenstraining Girls Club: Zickenalarm mit Lerneffekt

Sich behaupten und Rudelkämpfchen austragen bleibt beileibe nicht mehr den Jungs vorbehalten, glaubt man dem Strom neuer Teenie-Komödien aus Hollywood. Auch in "Girls Club- Vorsicht bissig!" ist der Titel Programm. Der Film zeigt, wie gut amerikanische Schulen auf das harte Leben vorbereiten.

Denn schlimmer als in der schulischen Vorhölle kann es eigentlich nicht kommen. Wie im Dschungel fühlt sich die 15-jährige Cady, die im afrikanischen Busch aufgewachsen ist, als sie zum ersten Mal eine Highschool von innen sieht. Die Tochter von Anthropologen betrachtet das Schüler-Verhalten zunächst mit ethnologischer Neugier: Cliquen rotten sich zusammen, und die Hackordnung wird bestimmt von der schönen, reichen Diva Regina, die über eine treue Kamarilla weiterer Barbiepuppen ähnlicher Tussis, genannt die "Plastics", verfügt.

Cady, der misstrauisch beäugte Eindringling in die Horde, wird schließlich adoptiert von zwei Außenseitern, die sich durch ostentative Grufti-Hässlichkeit und vermeintliches sexuelles Abweichlertum vom Mainstream absetzen. Weil Cady aber zufällig das Interesse der tonangebenden Mackerin erweckt, wird sie von ihren neuen Verbündeten, die allen Grund haben, Regina zu hassen, beauftragt, die Plastics auszuspionieren.

Doch Doppelagentin Cady findet Gefallen daran, im Schlepptau der smarten Blonden die schulgesellschaftliche Karriereleiter hochzuklettern - und wird selbst zur Zicke. Als sie sich aber in Reginas Ex-Freund verguckt und deren Intrigen am eigenen Leib erfährt, explodiert der Zickenterror in Fiesheiten, die schließlich die ganze Schule in Aufruhr versetzen.

Spießrutenlauf durch Schulcafeteria

Komödien wie diese sind dazu bestimmt - wie etwa auch "Bekenntnisse einer Highschool-Diva", "Ein verrückter Tag in New York", "Freaky Friday" und demnächst "Saved" - der weiblichen Zielgruppe bis 14 das Taschengeld abzuknöpfen. Ihr Aushängeschild ist seltsamerweise eine Schauspielerin wie Lindsay Lohan, Heldin von bis jetzt drei dieser Filme - eine üppige Fast-Zwanzigerin, die längst nicht so anmutig ist wie ihre Konkurrentinnen. Dafür besitzt sie neben einem ungewöhnlichen, mit Handfestigkeit und Zielbewusstsein gepaarten Charme vor allem komisches Talent.

Mark S. Waters, der Lohan durch seine Erfolgskomödie "Freaky Friday" an der Seite von Jamie Lee Curtis erst bekannt gemacht hat, führt erneut Regie und beweist auch diesmal ein gutes Händchen für durchdrehende Teenies. Dass diese Komödie ein klein wenig knackiger und abgründiger daherkommt als die sonstigen Genre-Abzockereien, liegt aber an Drehbuchautorin Tina Fey, die zugleich die Rolle der coolen Mathelehrerin übernimmt. Fey hat sich an einem US-Sachbuch-Bestseller orientiert, der Müttern das Minenfeld erklären will, das ihre pubertierenden Töchter durchlaufen - und trifft oft genug ins Schwarze.

Bevor also am Ende beim ebenfalls genre-typischen Abschlussball die große Harmonie ausbricht, legt Fey ihren Mädels eine Menge giftiger Pointen den Mund. Daneben wirft sie gewitzte Streiflichter auf das Umfeld wie etwa Mütter im Jugendwahn und resignierte Pauker - und leuchtet auch in die identitätssuchende Teenagerseele.

Sie weiß Bescheid über Horrorsituationen wie den Spießrutenlauf durch die feindlich gestimmte Schulcafeteria, über die Komplexe auch der schönsten Mädchen, und die gemeinsame Pickelsuche. Sie zeigt nicht nur, dass die Antwort auf die "Spieglein, Spieglein an der Wand"-Frage bei Mädchen über Wohl und Wehe entscheidet, - sondern dass Einsen in Mathe katastrophal fürs Image sind.

Und die charismatische Regina ist kein Blondinenwitz, sondern eine Königsbiene, die nicht ohne Grund angehimmelt und nachgeäfft wird - darf aber zugleich so ausgekocht sein, dass ihr auch der Zuschauer liebend gern den Hals umdrehen würde. Die üblichen Dämlichkeiten merzt dieses spritzige kleine Genre-Highlight jedenfalls weitgehend aus.

(ap)
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