"Brautalarm" startet im Kino Frauen können so derbe sein

Berlin (RPO). Wer diesen Film sieht, kann sich romantische Vorstellungen von weiblicher Unschuld in Weiß abschminken. Die Klamotte "Brautalarm" fährt in der Fahrrinne des Kassenerfolgs "Hangover". Nur sind es diesmal die Frauen, die sämtliche Hemmungen fallen lassen und ihr Umfeld in Schutt und Asche legen. In den USA war die Brachial-Komödie bereits ein Riesen-Hit.

Szenenbilder aus "Brautalarm"
19 Bilder

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Das Filmgenre "Ganz in Weiß" ist unkaputtbar. 'Zig Hollywood-Komödien beschäftigen sich nicht nur mit Hochzeiten, sondern auch mit dem Catering, mit Trauzeugen, Brautjungfern und -kostümen, mit Bräuten, die sich nicht trauen und entgleisenden Junggesellenabenden kurz vorm Altargang. Mit "Brautalarm" kommt nun ein Schwank ins Kino, in dem sich Frauen ähnlich schlecht benehmen wie die "Hangover"-Jungs.

Der Trailer liefert bereits eindrucksvolle Beispiele, mit welch unvermittelter Zotigkeit der Streifen um die Ecke kommt. Etwa wenn die wuchtige Megan einen Rülpser lässt und anschließend kalauert, sie wisse noch nicht einmal, aus welcher Öffnung ihres Körpers ihr das entfahren sei. Wer gerade ein bisschen krawallig drauf ist, kann durchaus Spaß haben mit diesem Film.

Aber worum geht es überhaupt? Die Komödiantin Kristen Wiig, die als Mitglied der "Saturday Night Life"- Comedyserie bekannt wurde und zum heimlichen Star der Sci-Fi-Komödie "Paul - Ein Alien auf der Flucht" aufstieg, spielt Antiheldin Annie. Die Mittdreißigerin befindet sich nach der Pleite ihrer Konditorei im absoluten Tief. Sie ist Single, lebt mit einem stupiden Paar in einer WG und erwägt den Umzug heim zu Mama.

Als sei das noch nicht genug, verkündet Busenfreundin Lilian, Annies Kummerkasten, dass sie heiraten will - und kürt Annie und vier weitere Frauen, darunter die perfekte Helen, zu Brautjungfern. Helen setzt alles daran, Annie als beste Freundin bei Lilian auszustechen.

Brautjungfern-Kränzchen beim Betriebsausflug

Wer jetzt denkt, dass das Brautjungferntum keine große Sache ist, wird eines Besseren belehrt. Wochen vor dem eigentlichen Hochzeitsevent müssen Kostüme anprobiert, Brautjungfern-Themenausflüge, Restaurantbesuche und andere Festivitäten organisiert werden. Annie, die als Lilians beste Freundin die Leitung dieser Events übernehmen soll, hat also genügend Möglichkeiten, sich total daneben zu benehmen und eine Schneise der Verwüstung zu hinterlassen.

Produzent Judd Apatow, der Brüller wie "Superbad" und "Das erste Mal" produzierte, und Regisseur Paul Feig, der aus Apatows Talentschmiede kommt, zeigen, wohin die Reise geht. Wiig, die das Drehbuch mitverfasste, definiert die Schmerzgrenzen für komische Frauenrollen neu. Zum Beispiel beim Thema Sex: Annies "dirty talk" über ihren Dauer-One-Night-Stand, ein selbstgefälliger Porsche-Heini (ganz zu schweigen von der eigentlichen Action), dürfte Totalgelächter hervorrufen.

Auch der Rest des Brautjungfernkränzchen lässt es zumindest verbal krachen. Aus Jungskomödien abgeguckt ist das Faible für Ekelkomik; allerdings ist die Fallhöhe größer, wenn das nach dem Besuch eines Restaurants passierende Malheur statt in Herren-Saufrunden in der Umkleide einer Haute-Couture-Brautmodenboutique stattfindet. Ganz in Weiß? Nicht unbedingt.

Bruchpilotinnen, Schreckschrauben und andere tolle Frauen

Längst nicht jeder Gag dieser Nummernrevue will zünden - auch weil mancher aus dem Männerkomödien-Repertoire übernommene Witz das Verfallsdatum überschritten hat. So lebt die Komödie vor allem von ihrer Antiheldin; Wiig gibt dem Affen Zucker und verkörpert zugleich einen glaubhaften Charakter. Als Bruchpilotin Annie, deren Frust sich in Selbstmitleid und aggressivem Beleidigtsein austobt, gibt sie eine großartige Zicke ab. Besonders im Flieger zum Mädelsausflug nach Las Vegas läuft die Komödiantin zu großer Form auf. Süß ist dagegen Annies Gezacker mit einem netten Polizisten, der Annie und ihre Klapperkiste aus dem Verkehr ziehen will.

So ist auch diese betont unspießige Komödie auf ein Happy End geeicht. Neben Wiig hat Rose Byrne ("X-Men: Erste Entscheidung") als gut ausgehaltene, vom Perfektionswahn getriebene Zweitehefrau und Rivalin um Lilians Freundschaft einen größeren Auftritt. Melissa McCarthy verkörpert die vierschrötige Schreckschraube Megan, die sich in jeder Beziehung als Powerfrau entpuppt. Man darf gespannt sein, wie diese Frauenkomödie, die bei allem Klamauk auf handfest sympathische Art weibliches Doofi-Tum entlarvt, hierzulande ankommen wird.

("Brautalarm": Komödie, USA 2011, 124 Minuten, FSK: 12, Verleih: Universal, Regie: Paul Feig, Darsteller: Kristen Wiig, Maya Rudolph, Rose Byrne, Wendi McLendon-Covey, Ellie Kemper, Melissa McCarthy u.a.)

Kinostart: 21. Juli 2011

(DAPD/pst)
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