Film-Kritik Frau mit Hund sucht Mann mit Herz

Im Supermarkt findet man nicht nur Single-Portionen Fertiggerichte, sondern auch die dazugehörigen Solo-Männer, wenn man Singlefrau Sarah glauben schenken darf. In der Komödie "Frau mit Hund sucht Mann mit Herz" geht sie daher häufiger einkaufen, als ihr Kühlschrank es eigentlich nötig machen würde. Bis sie das Super-Schnäppchen in den "Korb" legen kann, muss sie allerdings noch einige Häppchen probieren. Manche schmecken leider eher fad...

Frau mit Hund sucht Mann mit Herz
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Foto: 2005 Warner Bros. Ent.

Um die frisch geschiedene Mittdreißigern wieder an den Mann zu bringen, greifen ihre irischstämmige Familie und insbesondere Schwester Carol zu drastischen Maßnahmen. Ungefragt will sie die trauernde Sarah per Internet verkuppeln und erfindet ein verheißungsvolles Profil - "üppig, sinnlich" -, das sie mit Sarahs Jugendfoto ins Netz stellt. Die Kindergärtnerin Sarah, die inzwischen Bob, den allein erziehenden Vater eines ihrer Zöglinge kennen gelernt hat, sieht sich plötzlich mit einem Schwarm lüsterner Galane konfrontiert. Immerhin wird sie beim virtuellen Flirten lockerer - denn der Appetit kommt beim Essen.

Während des aufreibenden Rendezvous-Parcours' mit den bei Tageslicht meist peinlichen Kandidaten gerät der introvertierte Bootsbauer Dave in die engere Wahl, der wie Sarah für "Dr. Schiwago" schwärmt. Weil aber schlechtes Timing das Grundprinzip einer Liebeskomödie ist, manövriert sich die nette Sarah beim Hin und Her zwischen Dave und Bob ständig ins Abseits. Nicht fehlen darf dabei neben der turbulent-penetranten Familie der obligatorische schwule Freund - und auch nicht das laute Happy End, bei dem Sarah alle Hemmungen buchstäblich über Bord wirft.

Überqualifiziertes Ensemble in allzu routinierter Komödie

Doch die Klischees aus Hollywoods Handbuch moderner Paarkomödien für die 30-plus-Zielgruppe mögen für einen Fernsehfilm ausreichen, sind aber zu dürftig für das außerordentlich attraktive Ensemble, das bis in die Nebenrollen hinein überqualifiziert ist. Zwar sorgen Altstars wie etwa Stockard Channing als unkonventionelle neue Flamme von Sarahs verwitwetem Vater immer wieder für Situationskomik. Dass auch Daddy mit seinen 75 Jahren beim großen Internet-Paarungsspiel mitmacht und bei der Eigenwerbung im Netz skrupellos flunkert, führt allerdings zu einem Albtraum-Gag.

Anstatt sich tiefer ins familiäre und amouröse Minenfeld vorzuwagen, greift Regie-Routinier Gary David Goldberg zu oft zu flauen Witzen, und diese Oberflächlichkeit erstickt zwischen dem Paar in spe ein ums andere Mal die Funken. John Cusack als Romantiker mit Hundeaugen glänzt zwar in staubtrockenen Dialogen, die er sich selbst auf den Leib schrieb. Unklar bleibt jedoch, wovon der philosophierende Handwerker, der noch keines seiner handgesägten Boote verkauft hat, eigentlich lebt. Ebenso hohl bleibt der Charakter von Sarah, obwohl sie von Diane Lane als anrührende Mischung aus schüchternem Charme und innerer Wut gespielt wird.

Doch eine tiefere Annäherung an das Trauma einer Frau, die abgesägt wurde und sich auf dem Single-Markt neu positionieren muss, vermeidet die Komödie tunlichst. Das Betrachten der unauffällig schönen Diane Lane - typischer Fall einer tollen Schauspielerin, die über 40 nur Frust-Rollen bekommt - bereitet deshalb fast das größte Vergnügen: Ihre Twinsets und Frisuren sind interessanter als die Zuckungen ihres einsamen Herzens. Zwei Lehren immerhin lassen sich aus dieser harmlos-hübschen Schmonzette ziehen: Ausgiebiges Trauern gilt als anstößig in den USA. Und eine irische Familie ist fast so schlimm wie keine Familie.

(ap)
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