"Flight Girls" - Im Himmel der sechziger Jahre

Frankfurt/Main (rpo). Das Kino ist ein Ort, wo manchmal Seltsames zu sehen ist. Zum Beispiel eine Komödie, die offensichtlich zugleich ein Melodram, eine Sozialstudie, ein Zeitbild und eine Groteske sein will. Um all das in überzeugender Weise zu stemmen, darf man jedenfalls nicht Bruno Barreto heißen.

<P>Frankfurt/Main (rpo). Das Kino ist ein Ort, wo manchmal Seltsames zu sehen ist. Zum Beispiel eine Komödie, die offensichtlich zugleich ein Melodram, eine Sozialstudie, ein Zeitbild und eine Groteske sein will. Um all das in überzeugender Weise zu stemmen, darf man jedenfalls nicht Bruno Barreto heißen.

Denn der ist der Regisseur des amerikanischen Films "Flight Girls", der am 11. September in die Kinos kommt. Barreto kann zwar Stars wie Gwyneth Paltrow in der Hauptrolle aufbieten, doch richtig funktionieren tut sein Streifen nie.

Erzählt wird die Geschichte der hübsch-intelligenten Blondine Donna Jensen aus einem öden Wüstenstädtchen in Nevada. Sie will ihren Traum vom Stewardessen-Beruf verwirklichen. In den sechziger Jahren, in denen die Handlung unverkennbar spielt, war das nämlich noch ein Traumberuf, in denen Schönheiten wie Dona so ganz nebenbei und nicht ohne Aussicht auf Erfolg einen wohlhabenden Mann in den Lüften fürs ganze Leben interessieren konnten. Aber wer von ganz weit oben gegen Bezahlung auf die Erde herunterblicken will, der muss erst mal den mühseligen Weg hinauf erfolgreich absolvieren.

Donna gelingt das, wenngleich nach Umwegen und trotz eines völlig durchgeknallten Ausbilders namens John Whitney, den Hollywoods teils klamaukiger, teils genialischer Starkomiker Mike Myers lachreizfördernd verkörpert. Dabei kommt Donna ihre Bekanntschaft mit Sally Weston zugute. Diese ist so zu sagen die Legende unter den amerikanischen Lufthostessen, hat reich geheiratet, lebt in einem schrecklich kitschigen Haus und versorgt angehende Berufskolleginnen mit trivialen Weisheiten und guten Beziehungen. Jedenfalls ist sie daran beteiligt, dass Donna nicht länger mehr öden Inlandsdienst bei "Royality Airlines" absolvieren muss, sondern endlich auch Paris, Rom oder London anfliegt.

Absurditäten um den deutschen Kinotitel

Doch bald schon erkennt die ehrgeizige junge Frau, wie wenig glücklich solch ein Leben zwischen immergleichen Hotelzimmern macht. So weit die Handlung, die wahrlich nicht spektakulär ist. Wären da nicht Myers köstliche Auftritte, die aber wie Fremdkörper im sonstigen Geschehen wirken, was sollte an diesem Film einen Besuch lohnen? Vielleicht die grellbunte Ausstattung im Stil der sechziger Jahre, vielleicht auch die das Drama der alternden Frau dokumentierende Wiederbegegnung mit Candice Bergen als Sally Weston. Gwyneth Paltrow ist nie ganz glaubwürdig als Luftkellnerin, viel besser stünde der Oscar-Preisträgerin die Rolle einer verwöhnten Passagierin an.

Etwas ist allerdings noch unbedingt erwähnenswert bei diesem recht eigenartigen und uneinheitlichen Film: Der amerikanische Originaltitel "View from the Top" wurde nicht übernommen oder eingedeutscht, etwa in "Aussicht von oben". Vielmehr wurde für den Einsatz in Deutschland der Film mit jenem anderen englischen Titel belegt, unter dem er jetzt auch zu sehen ist. Allein diese publikumsverachtende Absurdität sollte es geraten sein lassen, sich den Kauf einer Eintrittskarte für dieses ohnehin reichlich überflüssige Kinostück gut zu überlegen.

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