"Der Butler" demnächst im Kino Ein schwarzer Butler als Held der Nation

Washington · Eugene Allen hat acht amerikanischen Präsidenten als Butler gedient, äußerlich der Inbegriff des stillen Faktotums, innerlich leidend am Erbe der Rassentrennung. Jetzt hat Hollywood die Geschichte entdeckt.

Szenenfotos aus "Der Butler"
7 Bilder

Szenenfotos aus "Der Butler"

7 Bilder

Harry Truman nannte ihn leutselig Gene, Gerald Ford fachsimpelte mit ihm übers Golfspielen, Ronald Reagan schrieb ihm zum Abschied herzliche Dankesworte.

Eugene Allen hat acht amerikanischen Präsidenten als Butler gedient — von 1952 bis 1986. Und worauf es ankam, schärfte ihm ein Vorgesetzter schon beim Vorstellungsgespräch ein. "Du hörst nichts, du siehst nichts, du bedienst nur." Ein guter Butler sei Luft, "der Raum soll sich leer anfühlen, wenn du in ihm stehst."

Dazu der Kontrast zur Fassade, der Rassenwahn des Südens, der Allen fürs Leben zeichnet. Er wächst heran auf einer Baumwollfarm in Georgia, die noch betrieben wird wie eine Sklavenplantage.

Machtlos muss er mit ansehen, wie der weiße Besitzer seine Mutter in eine Scheune schleppt und als Nächstes seinen Vater, der es wagt, gegen die Vergewaltigung zu protestieren, kaltblütig erschießt.

Die schuldbewusste Mutter des Sadisten holt den Jungen vom Feld und macht ihn zum Hausdiener, bis er eigene Wege geht, irgendwann kellnert er in einem Country-Club nahe Washington. Dort entdeckt ihn ein Politiker und empfiehlt ihn der berühmtesten Adresse der Stadt, Pennsylvania Avenue Nr. 1600.

Ein eilfertiges "Yes, Mister President"

Eine wahre Geschichte, und nun hat auch Hollywood sie entdeckt. Der Regisseur Lee Daniels gibt Eugene Allen den Namen Cecil Gaines, lässt ihn von Forest Whitaker spielen und skizziert ihn als Inbegriff des stillen Faktotums.

Weiße Handschuhe, ein leises Lächeln im Gesicht, ein eilfertiges "Yes, Mister President" auf den Lippen. Louis, Cecils ältester Sohn, verspottet den Vater dafür und sucht den Gegenentwurf. Im Bus der Freedom Riders fährt er nach Alabama, selbst auf die Gefahr hin, von den Kapuzenmännern des Ku Klux Klan gelyncht zu werden.

Während der Butler im Weißen Haus Tee in feines Porzellan gießt, sieht er Bilder über die Mattscheibe flimmern, die verkohlten Reste eines ausgebrannten Greyhound-Busses. Anmerken lassen darf er sich nichts. Der scheinbar unbeteiligte Butler, er muss sich auf die Zunge beißen, als Dwight Eisenhower 1957 mit Vertrauten berät, ob der Bund Truppen schicken soll, um eine ehemals weiße Schule in Little Rock zu zwingen, endlich schwarze Schüler am Unterricht teilnehmen zu lassen.

In den Achtzigern lädt Nancy Reagan (Jane Fonda) Cecil und seine Gattin Gloria (Oprah Winfrey) zum Staatsbankett, ausdrücklich in der Rolle handverlesener Gäste. Und Ronald Reagan, der den Butler persönlich anständig behandelt, erklärt später, er werde sein Veto einlegen, sollte der Kongress wegen der Apartheid Sanktionen gegen Südafrika beschließen.

Es ist fünf Jahre her, dass der Journalist Wil Haygood, die Butler-Geschichte für die "Washington Post" ausgrub, es ging um Barack Obama und den ergrauten Veteranen, der einfach nicht glauben konnte, dass ein Kandidat mit dunkler Haut noch zu seinen Lebzeiten in Oval Office gewählt wurde.

In Wahrheit sei er subversiv

Daniels hat sie zugespitzt auf die Parabel vom stummen, stolzen Diener, dem die Bürgerrechtler kaum weniger zu verdanken haben als den Helden, die unbeugsam in der ersten Reihe marschierten.

Den filmischen Schlüsselsatz lässt Daniels einen Philosophen der Civil-Rights-Bewegung sagen: Der beflissene Butler, er sei nur scheinbar unterwürfig, in Wahrheit sei er subversiv, denn mit seiner Würde, seinem Pflichtgefühl untergrabe er all die Klischees, die über Afroamerikaner in den Köpfen herumspukten, auch in der Machtzentrale des Landes.

Dass es ein Bürgerrechtsfilm werden musste, dämmerte Daniels bei den Dreharbeiten. Gefilmt wurde der Überfall auf den Bus. Daniels saß im Bus, bekam ein mulmiges Gefühl und schrie "Cut!" Aber die Statisten draußen konnten ihn nicht hören. "Da wurde mir klar: Als es wirklich geschah, gab es keinen, der Cut rufen konnte."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort