"Gullivers Reisen" Ein Bürobote kommt groß raus

Frankfurt/Main (RPO). Der Schauspieler Jack Black ist ein etwas kurz geratener Wusel mit wildem Blick, der in seinen Filmen meist Luftgitarre spielt. Darauf verzichtet er auch in der Neuverfilmung von "Gullivers Reisen" nicht – jenem berühmten Literaturklassiker, in dem ein Mensch auf einer Insel voller Winzlinge strandet. Der Film selbst ist dann eher was für jüngere Kinofreunde.

"Gullivers Reisen" - Riese trifft Zwerge im Kino
14 Bilder

"Gullivers Reisen" - Riese trifft Zwerge im Kino

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Frankfurt/Main (RPO). Der Schauspieler Jack Black ist ein etwas kurz geratener Wusel mit wildem Blick, der in seinen Filmen meist Luftgitarre spielt. Darauf verzichtet er auch in der Neuverfilmung von "Gullivers Reisen" nicht — jenem berühmten Literaturklassiker, in dem ein Mensch auf einer Insel voller Winzlinge strandet. Der Film selbst ist dann eher was für jüngere Kinofreunde.

Das 3D-Fantasy-Märchen entpuppt sich als One-Man-Show und ist gänzlich um die stämmige Figur und die Marotten des Komikers herum gebaut, der unter den Bewohnern von Liliput ganz groß raus kommt.

Tatsächlich ist Titelheld Lemuel Gulliver in der Welt der "Normalos" eine kleine Nummer und fristet seit vielen Jahren sein Dasein als Bürobote einer New Yorker Zeitung. Und er ist total verliebt in Reiseredakteurin Darcy. Um ihr zu imponieren, fabriziert der Berufsjugendliche einen Reiseartikel, der aus dem Internet geklaut ist.

Darcy gibt ihm prompt den Auftrag für eine Karibik-Reportage, die ihn mittels eines Motorbootes mit dem sprechenden Namen "Ship Happens" ins Bermuda-Dreieck führt. Nach einem Sturm wacht er in der legendären "Gulliver"-Pose auf - am Strand einer unbekannten Insel, festgetackert von unzähligen winzigen Soldaten.

Zickige Winzlinge im Bermuda-Dreieck

Tatsächlich aber hat die Familienkomödie mit der zeitkritischen Vorlage aus dem 18. Jahrhundert von Jonathan Swift wenig gemein. Die Liliputaner sind schlicht eine Monarchie im Stil europäischer Fürstenhäuser, mitsamt intriganten Operettengenerälen und zickigen Prinzessinnen.

Der "Bestie", wie Gulliver genannt wird, kommt die Aufgabe zu, die Untertanen zur Freiheit zu bekehren und Standesdünkel abzuschaffen, was hier bedeutet, Samt und Seide durch schlabbrige Sportklamotten zu ersetzen, zu Popmusik zu tanzen, in Miniatur-Theatern "Star Wars" und "Titanic" zu bestaunen - und Personenkult um Gulliver zu betreiben.

Regisseur Rob Letterman, der zuvor bei Animationshits wie "Monsters vs. Aliens" mitgearbeitet hatte, holt ästhetisch einiges aus dieser Geschichte heraus - selbst wenn das 3-D-Format wenig Sinn macht. Bereits im Vorspann inszeniert er New York als eine Welt von Spielzeugfiguren.

Und wenn General Gulliver die Schiffsarmada von Liliputs Erzfeinden, den Blefuscianern, an den Seilen hinter sich her zerrt, sieht das wirklich gut aus. Abgründig ist Gullivers Kurztrip auf die Insel der Riesen, wo er von einem Riesenkind ins Rüschenkleid gesteckt und im Puppenhaus mit einer Männerpuppe gepaart wird. Am Puppentisch sitzt, Stichwort Bermudadreieck, ein Piloten-Skelett.

Auf den Palast pullern

Für manches Kind könnte diese Episode zu surreal sein, während Erwachsene spätestens dann die Krise kriegen, wenn Gulliver auf den brennenden Königspalast pullert (was jedoch ganz im Sinne des Swift'schen Originals ist). So inspiriert viele Details sind, so blind verstolpert sich die Handlung zwischen plumpem Klamauk, Filmzitaten und Romanze.

Jack Black, in anderen Filmen ("King Kong") meist ein witziger Nebendarsteller, ist als ewig pubertierender Hanswurst nicht abendfüllend, Emily Blunt als Prinzessin und Amanda Peet als Darcy sind dagegen unterbeschäftigt. Diese Doofi-Version von Gulliver dürfte vor allem ganz kleine Leute erfreuen.

(apd/csr)
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