Film-Kritik Domino: Ein Mädchen und eine Knarre

Domino könnte als Tochter eines Hollywoodstars und eines Vogue-Models ihr Leben an den Pools von Beverly Hills verschwenden, doch sie entschied sich für einen anderen Weg: 2003 bekam sie den Titel "Kopfgeldjägerin des Jahres" verliehen. Tony Scott hat die aufregende Biographie von Domino Harvey verfilmt, mit Keira Knightley in der Titelrolle.

Domino
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Foto: Constantin Film

Ihr Gesicht ist verdreckt, Blut rinnt aus einem Nasenloch und in den von Handschellen gefesselten Händen hält sie lässig eine Zigarette. Etwas Schreckliches ist passiert, und Kopfgeldjägerin Domino Harvey (Keira Knightley) steckt nicht nur in großen Schwierigkeiten, sondern auch mit einem Bein im Knast. Dabei könnte sie ein ruhiges Leben an den Pools der Reichen von Beverly Hills führen. Doch das war nie die Welt der Tochter von Hollywoodstar Laurence Harvey und Vogue-Model Sophie Wynn (Jacqueline Bisset).

Domino Harvey, die in Los Angeles als Kopfgeldjägerin ihren eigenen, äußerst gefährlichen Weg ging, wurde in ihrem Metier eine Berühmtheit. Ihr Leben faszinierte nicht nur die Fernsehwelt, sondern auch Actionregisseur Tony Scott, der unter Mitarbeit des realen Vorbilds mit "Domino" einen in erster Linie visuell explosiven Actionthriller schuf. Dass dabei Details aus dem wahren Leben der Domino Harvey im Dunkeln oder ungenau bleiben, wird Liebhaber des außergewöhnlichen Actionfilms kaum stören.

Domino wächst in Internaten der englischen Oberschicht auf. Ihren Vater verliert sie schon als Kind, und die Mutter gibt früh die Erziehung ihrer Tochter in professionelle Hände. Für Domino ist dies ein langweiliges Leben, sie will ausbrechen. Über ein Inserat kommt sie zu ihrer wahren Bestimmung. Ein Seminar für Kopfgeldjäger in Los Angeles bringt die Martial-Arts-Expertin nicht nur zu ihrem Traumberuf, sondern verschafft ihr auch eine neue Familie. Bounty-Hunter-Legende Ed Moseby (Mickey Rourke) wird als ihr Ausbilder auch ihr väterlicher Freund und dessen Teamkollege Choco (Edgar Ramirez) verliebt sich von Anfang an in sie.

Natürlich werden auf diesen außergewöhnlichen Lebensweg auch Hollywood und die Fernsehbranche aufmerksam. TV-Produzent Mark Heiss (Christopher Walken) will mit dem prominent besetzten Bounty-Hunter-Team eine Reality-TV-Serie starten. Doch ein gefährlicher Auftrag während der Dreharbeiten bringt die drei zunächst nicht ins Rampenlicht, sondern ins Visier von FBI und Mafia. Ein tödliches und aberwitziges Spiel entwickelt sich, in dem sich Ed, Choco und Domino einem harten Kampf um Leben und Tod stellen müssen.

Mit ständig wackelnden Bildern, schnellen Schnitten und surrealen Farben kreiert Regisseur Tony Scott in seinem neuesten Film eine Atmosphäre ständiger Unruhe und dürfte damit die optische Entsprechung zum Charakter der Hauptfigur gefunden haben. Als Zuschauer braucht man dabei viel Kondition, denn nicht nur die ständig flirrende Leinwand wird den Augen der Kinobesucher einiges abverlangen.

Das sprunghafte Drehbuch, das im Stil Quentin Tarantinos keiner regulären Chronologie folgt, erfordert höchste Konzentration, lässt aber auch viele Fragen zur Person der Hauptfigur unbeantwortet. So wird aus der höchst interessanten Biografie Domino Harveys ein an der Oberfläche bleibender Actionfilm, der aber aufgrund seiner außergewöhnlichen Optik sein Publikum finden wird.

(afp)
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