Kino-Kritik Doktorschnulze nach Nicholas Sparks

Düsseldorf (RP). Der Herr Doktor macht auch im Leiden und in der Misslaune eine gute Figur. Wie er da verbissen und entschlossen sein prächtiges Haus verlässt, das offenbar samt Teppichen, Möbeln und Spiegeln Käufer gefunden hat, denen er im Vorbeigehen Glück wünscht. Wie er in seinen schmucken Jaguar steigt und in die Südstaatenprovinz fährt. Er hat Probleme, das merken wir, auf dem OP-Tisch ist ihm eine Frau gestorben, deren Angehörige ihn nun verklagen.

 Richard Gere und Diane Lane in "Das Lächeln der Sterne".

Richard Gere und Diane Lane in "Das Lächeln der Sterne".

Foto: Warner

Aber dieser Paul Flanner, den Richard Gere uns da adrett vorführt, ist das eigentliche Opfer der Affäre, da lässt die Schnulze "Das Lächeln der Sterne" keinen Zweifel. Dieser Mann muss getröstet werden. Er hat ja auch alles, was einer braucht, um in der Kontaktanzeigenspalte wie ein Lockvogelbluff zu wirken: Geld, gutes Aussehen, feine Manieren und wunde Wehmut.

Bestsellerautor Nicholas Sparks, von dem die Romanvorlage stammt, ist ein Schnulzenprofi, der weiß, dass Subtilitäten nur stören. Wenn jemand heulen soll, schreibt man nicht das Wort Lauchpflanze auf ein Blatt Papier und versteckt das in einem Kuvert. Man schneidet die schärfste Zwiebel, die sich finden lässt, und hält sie dem Opfer unter die Nase.

Regisseur George C. Wolfe, der in Interviews offen bekennt, dass er das Theater für den wahren Raum der Ideen hält, der das Kino folglich als Gefühlsreizbude betreibt, übernimmt das Zwiebelrecken. Die patente bessere Hausfrau Adrienne Willis (Diane Lane) ist von ihrem Mann für eine Jüngere verlassen worden. Dass Männe nun zurück will, dass Adrienne weint, halb nachgibt, halb sich wehrt, das soll uns in einem Aufwasch ihre Verwundung, ihre ungebrochene Attraktivität, ihre Empfindsamkeit und ihren Verstand nahebringen.

Flugs finden wir sie in einem pittoresken, strandumschmeichelten und brandungsumtosten alten Hotel wieder, das sie für einen Freundin kurz mal sittet. Gere kommt als einziger Gast vorbei und die Liebe flammt auf. Dass dann noch mehr Tragik um die Ecke wartet, heißt nicht, dass sich "Das Lächeln der Sterne" je fürs echte Leben interessieren würde.

Der Film scheut auch vor jeder Selbstironie, vor jedem Augenzwinkern zurück. Er ist so konsequent Schnulze, wie eine Gurkenmaske Gurkenmaske bleibt und nicht Vanillepudding werden möchte. Das darf man als Warnung (Filmfreunde) oder Verheißung (Tränenfreunde) verstehen.

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