Kino-Kritik Die Bären sind los: Familienunterhaltung

Mehr als 30 Jahre ist es her, dass Baseball-Trainer Morris Buttermaker und seine Schützlinge zunächst Kino- und später Fernseh-Zuschauer begeisterten. Jetzt gibt es ein Remake von "Die Bären sind los" - von Regisseur Richard Linklater und mit Billy Bob Thornton in der Hauptrolle.

Die Bären sind los
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Foto: UIP

In seiner Karriere als Baseballspieler hat Morris Buttermaker schon bessere Tage erlebt. Mittlerweile ist der ehemalige Profi im Ruhestand und ihn plagen massive Geldsorgen. In seiner Not ist der desillusionierte Alkoholiker sogar bereit, ein erfolgloses Jugendteam unter seine Fittiche zu nehmen. Zunächst interessiert sich Buttermaker allein für das Honorar. Doch dann wecken die kleinen Racker seinen tot geglaubten Sportlerehrgeiz.

Zu den schmissigen Klängen aus Georges Bizets "Carmen" zogen die Baseball-Bären schon in den 70er und 80er Jahren aufs Spielfeld. 1976 war Walter Matthau in der ersten Verfilmung von "Die Bären sind los" in der Rolle des granteligen Trainers zu sehen. Von 1979 bis 1980 übernahm Jack Warden in der gleichnamigen Fernsehserie dessen Part und gefiel dabei als knurriger Großvater.

Selbst nach 30 Jahren haben sie dabei nichts von ihrer Spielfreude eingebüßt. Das liegt zunächst an Regisseur Richard Linklater ("Before Sunrise"). Nach "School of Rock" widmet sich der ehemalige Independent-Filmer erneut mit Esprit und rockigem Schwung der Familienunterhaltung. Das zutiefst amerikanische Sportthema Baseball wird von ihm dabei komplett an den Rand gedrängt. Im Vordergrund stehen vielmehr die kauzigen Protagonisten.

Remake erster Klasse

Neben Oscar-Preisträgerin Marcia Gay Harden ("Pollock") als verklemmte Auftraggeberin und Greg Kinnear ("Nurse Betty") als arroganter Rivale, ist Billy Bob Thornton in bestechender Hochform zu erleben. In seiner Interpretation des Morris Buttermaker versucht er gar nicht erst, seinen Vorgängern nachzueifern. Er ist ein ganz eigenständiger Versager, der eher an den kleinkriminellen Ganoven erinnert, den er zuletzt in "Bad Santa" mit Bravour verkörperte.

Fast scheint es, als hätte Thornton den roten Mantel schlichtweg abgestreift und wäre direkt vom winterlichen Kaufhaus zum sommerlichen Sportplatz gefahren. An der Seitenauslinie gibt er sich genauso versoffen und zynisch wie in seiner Paraderolle. Diesen abgehalfterten Kerl wird das Publikum sicher ins Herz schließen - Erwachsene wegen seines subversiven Humors und Kinder wegen seiner chaotischen und dennoch liebenswerten Art.

Als kongeniales Duo setzen Linklater und Thornton genau dort an, wo sie mit "School of Rock" und "Bad Santa" aufgehört haben. Das bedeutet Familienunterhaltung auf höchstem Niveau und beschert dem Zuschauer ein Remake erster Klasse.

(afp2)
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