Kino-Kritik Der junge Dschingis Kahn

Düsseldorf (RP). Es gibt Momente in "Der Mongole", die sind von einer entrückenden Poesie. Da erzählen Blicke und Gesten mehr als viele Worte. Wenn Hirtenjunge Temugdin, aus dem später Dschingis Khan wird, erstmals seiner großen Liebe Borte begegnet. Oder wenn der halbwüchsige Nomade nach dem Mord an seinem Vater mutterseelenallein durch die schier endlose mongolische Steppe reitet. Bis hin zu den Trinkfesten an den Lagerfeuern, deren Flammen sich auf schweißnasser Haut spiegeln.

Szenen aus "Der Mongole"
17 Bilder

Szenen aus "Der Mongole"

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"Der Mongole" ist der erste Teil einer Trilogie, die der russische Regisseur Sergei Bodrov ("Gefangen im Kaukasus") über den legendären Mongolenführer geplant hat, über jenen Dschingis Khan, der sich im 13. Jahrhundert ein Reich doppelt so groß wie China unterwarf und den man bislang vor allem als blutrünstigen Barbaren kannte.

Bodrov will dieses Bild korrigieren, den Menschen hinter dem Mythos des grausamen Eroberers zeigen, und er tut dies durchaus effektvoll mit den Mitteln des Monumentalfilms, in einer Mischung aus historischen Fakten und eigener Dichtung. Vor grandiosen, ja überwältigenden Landschaftpanoramen skizziert der Filmemacher die leidvollen Jugend- und Wanderjahre des Khan, seine Grabenkämpfe mit Intrigen, Verrat und verfeindeten Stämmen, bis hin zum Aufstieg als Herrscher über ein wildes Heer.

Man könnte Bodrov vorwerfen, dass er mitunter zu sehr auf klischeehaftes Heldenkintopp setzt, wenn er den Mongolenführer (Tadanobu Asano) mit seinen Reiterhorden durch die gelbe Steppe galoppieren lässt oder ihn schließlich in die imposant gedrehte finale Schlacht schickt, für die Tausende von Statisten und Pferden in die entferntesten Winkel gekarrt wurden. Aber war nicht auch Mel Gibsons mitreißende Schottensaga "Braveheart" durchtränkt von einer vor Pathos triefenden Idealisierung?

Auf jeden Fall ist "Der Mongole" üppiges Unterhaltungskino, eine spannend gedichtete Geschichtsstunde, die verdientermaßen für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert war.

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