"Das Schicksal ist ein mieser Verräter"im Kino Junge Liebe im Angesicht des Todes

Die Bestseller-Verfilmung "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ist ein Krebsdrama, das das Leben feiert. Die Vorlage für den Film gewann den Jugendliteraturpreis.

 Die an Krebs erkrankten Jugendlichen Gus (Ansel Elgort) und Hazel (Shailene Woodley) lernen einander in einer Selbsthilfegruppe kennen - und stellen dem Sterben ihre Liebe entgegen.

Die an Krebs erkrankten Jugendlichen Gus (Ansel Elgort) und Hazel (Shailene Woodley) lernen einander in einer Selbsthilfegruppe kennen - und stellen dem Sterben ihre Liebe entgegen.

Foto: dpa, mjh

Hazel Grace bleibt keine Zeit für tolle Pläne, wie andere sechzehnjährige Mädchen sie schmieden. Sie kann nicht groß über ihr Outfit nachdenken mit dem schweren Sauerstofftank, den sie ständig bei sich tragen muss. Partys? Ausgeschlossen, ihre Eltern lassen sie nicht aus den Augen, der Schilddrüsenkrebs hat schon in die Lunge gestreut. Nur eine Sache glaubt Hazel (Shailene Woodley) noch planen zu können. Sie will mit so wenig Kollateralschaden wie möglich sterben. Schon jetzt versucht Hazel, die Spuren ihrer Existenz zu verwischen: Sie hält ihre verzweifelte Mutter (Laura Dern) auf Distanz, sie sucht keine Freunde. Aber das Leben hat immer Pläne, egal wie kurz es ist. Das lernt Hazel, als sie in der Krebs-Selbsthilfegruppe dem 17-jährigen Gus (Ansel Elgort) mit dem amputierten Bein und dem sonnigen Gemüt begegnet.

Romanvorlage von John Green

Wegen seiner Vorlage bekam "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" schon vorab viel Aufmerksamkeit. Der US-Autor John Green wird als neuer Jugendbuch-Papst gefeiert. Allein der Trailer zu Josh Boones ("Love Stories") Verfilmung wurde in seinen ersten 24 Stunden online über drei Millionen Mal angeklickt. Green selbst soll als Berater viel Zeit am Set zugebracht haben. Seine Fans können nun aufatmen: Der Film bleibt sehr nah am Roman.

Zwischen zwei Welten

Hazel lebt in zwei Welten. Sie ist die Kranke, die ähnlich wie Ellen Page als schwangerer Teenie in "Juno" zu früh gezwungen ist, erwachsen zu werden. Aber sie ist auch ein halbes Kind, das seine Erfahrungen zum ersten und gleichzeitig letzten Mal macht.

Der Film bewegt sich mit ihr im Spannungsfeld zwischen diesen Ebenen. Da ist das Krebsdrama, nächtliche Szenen in der Notaufnahme, tödliche Diagnosen, Metastasen, Angst. Aber da ist auch die klassische Romanze, die Zähmung einer Widerspenstigen. Das erste Date, die Liebeserklärung, der romantische Spaziergang, Kuscheln auf der Parkbank.

So kann man es also auch machen mit dem Sterbedrama-Genre, das seit "Love Story" immer ein wenig verschrien ist. Die pointierten Dialoge halten die Balance zwischen Witz und Gefühl. Vom Patienten bis zum Vater darf jeder Schwäche zeigen, wenn der Tod mal wieder im Testgang seine Krallen an Hazel und Gus wetzt. Die Abgeklärtheit der beiden macht den feinen Unterschied zwischen Drama und Schmonzette, Mitgefühl und Mitleid. Zu keiner Zeit verliert der Zuschauer den Respekt vor ihnen. Und niemals fühlt man sich als Voyeur.

Tolle Hauptdarsteller

Shailene Woodley und Ansel Elgort, die zuletzt im Actiondrama "Divergent - Die Bestimmung" als Geschwister zu sehen waren, profilieren sich hier wieder als Hollywoods neue Jungstars. Woodley zeigt, verletzlich und ruppig zugleich, dass sie zu Recht als die nächste Jennifer Lawrence gehandelt wird. Ansel Elgort mit seinem unbeschwerten Charme bildet das ideale Gegengewicht. Für Gus ist sonnenklar, was Hazel zuerst nicht wahrhaben will: Liebe ergibt immer Sinn, auch, wenn sie keine Zukunft hat. Gegen seine Inbrunst kommt Hazel nicht an - so berührend offenherzig wurde im Kino selten um ein Mädchen geworben.

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Hazel hat einen Herzenswunsch, den Gus ihr nach einigem Hin und Her mit Eltern und Ärzten erfüllen kann. Beide fliegen nach Amsterdam, um dort Hazels Lieblingsschriftsteller zu treffen. Es werden zehn albtraumhafte Minuten. Der Mann, den Willem Dafoe in einem kurzen, aber prägnanten Gastauftritt spielt, entpuppt sich als zynischer Alkoholiker.

Ein lebender Toter, der die Wut über den Krebstod seiner achtjährigen Tochter an seinen Gästen auslässt. Der Schock ist wie ein Weckruf für Hazel, das Schöne im Leben mitzunehmen. Endlich kann sie sich Gus öffnen. Wieder zu Hause, bestellt Gus Hazel in eine leere Kirche. Es ist die, in der seine Trauerfeier stattfinden wird. Er bittet Hazel, von der Kanzel herunter ihren Nachruf auf ihn vorzulesen. Wenn schon sein Ende an den Anfang vorverlegt wurde, will er wenigstens dabei sein. Vor allem diese Szene macht klar, dass es dem Film ums Leben geht, nicht ums Sterben. Obwohl die Tränen spätestens hier in Strömen fließen, freut man sich mit diesen beiden, die ihren gezählten Tagen ein kleines Stück Unendlichkeit abgetrotzt haben.

(RP)
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