"Das Salz der Erde" von Wim Wenders Bildgewaltige Hommage

Berlin · Nach der Dokumentation "Pina" über die Tänzerin Pina Pausch legt Wim Wenders erneut eine Doku vor: über den mutigen Fotografen Sebastião Salgado. Beim Filmfest Cannes gab es dafür den Spezialpreis der Sektion Un Certain Regard.

"Das Salz der Erde" von Wim Wenders: Bildgewaltige Hommage
Foto: dpa, ImY bsc

Stillstand ist nichts für Wim Wenders. Stattdessen probiert der deutsche Regisseur immer wieder Neues aus, versucht sich in verschiedenen Genres und Themengebieten. Dazu passt auch, dass er im Laufe seiner Karriere nicht nur mit Spielfilmen wie "Der Himmel über Berlin" große Erfolge feierte, sondern auch mit seinen Dokumentationen wie "Buena Vista Social Club" und "Pina". Nun folgt erneut eine Doku: "Das Salz der Erde" ist eine bildgewaltige Würdigung des brasilianischen Ausnahme-Fotografen Sebastião Salgado.

Im Zentrum stehen bedrückende und zugleich atemberaubende Fotos aus Krisen- und Kriegsgebieten, von Flüchtlingen und unter schwersten Bedingungen arbeitenden Menschen, aber auch imposante Naturaufnahmen.
Es sind Bilder des international renommierten Saldago, eines Rastlosen, eines Abenteurers und Unerschrockenen, der sich in den vergangenen Jahrzehnten mit großen Projekten wie etwa "Exodus" über Völkervertreibungen und Verfolgungen einen Namen gemacht hat.

Auf der großen Kinoleinwald entfalten seine schwarz-weißen Bilder eine enorme Wucht, wirken trotz ihrer teils extremen Motive oft majestätisch. Wenders, der "Das Salz der Erde" zusammen mit Salgados Sohn Juliano drehte, zeigt aber nicht nur die Fotos, sondern lässt den 70-jährigen Fotografen auch von den Menschen erzählen, die da zu sehen sind: Goldgräber in Südamerika zum Beispiel, die ihre schwere Last über dünne Holzleitern schleppen. Mit Öl verschmierte Feuerwehrmänner an den brennenden Ölfeldern Kuwaits. Verzweifelte Flüchtlinge in Ruanda. Bis aufs Skelett abgemagerte Kinder in der Sahelzone.

Die Regisseure verzichten in "Das Salz der Erde" auf Interviews mit Wegbegleitern oder Experten. Stattdessen dreht sich bei ihnen alles um Salgado, dessen Fotos, Erlebnisse und Erinnerungen. Außerdem verharrt die Kamera dabei immer wieder länger auf den Bildern, sucht sie nach verschiedenen Details ab - die Zuschauer haben so Zeit, die einzelnen Fotos auf sich wirken zu lassen.

Vor allem aber werden sie mitgenommen zu den verschiedensten Krisengebieten der vergangenen Jahrzehnte, erkennen in den Gesichtern der Porträtierten die Schrecken von Vertreibungen und Genozid.
Angesichts der vielen aktuellen Kriege bekommen diese Bilder eine erschreckend universelle Gültigkeit, verdeutlichen sie doch das Elend, das mit diesen Krisen einhergeht. Doch es gibt auch seltene und spannende Einblicke in weit entfernte Winkel der Erde - etwa ins Leben von Ureinwohnern in einem asiatischen Dschungel oder von Nomaden im eisigen Sibirien.

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"Andere Fotografen sind ein paar Tage in einem Krisengebiet, oder nur ein paar Stunden", sagte Wenders (69) in einem dpa-Interview. "Salgado hat oft Monate zugebracht, um die Menschen dort kennenzulernen." Kein anderer habe sich immer so viel Zeit gelassen und sich dermaßen auf die Menschen und die Regionen eingelassen.
"Salgado ist wie kaum ein anderer der Chronist des Menschen am Ende des 20. Jahrhunderts. Das sind WIR in seinen Bildern: die Menschheit."

(dpa)
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