Meisterliches Drama "The Descendants" Clooney in seiner besten Rolle

Düsseldorf · In diesem Film bietet George Clooney seine beste Leistung als Schauspieler, er wurde dafür soeben für den Hauptdarsteller-Oscar nominiert, und erst nach Ansicht von "The Descendants" begreift man, welch großartiger Künstler der 50-Jährige ist.

Clooney spielt Matt King, einen Anwalt auf Hawaii. King stammt aus einer vermögenden Dynastie, seine Vorfahren waren weiße Banker, die im 19. Jahrhundert in die Inselmonarchie einheirateten.

Die Mitglieder seiner Sippe schlurfen als Multimillionäre in Badelatschen und Shorts durch das Paradies und wollen immer noch mehr. Es gibt da eine unberührte Bucht, die an einen Trust verkauft werden soll. King verwaltet das Land im Namen der Cousins und Cousinen. Es soll 500 Millionen Dollar bringen und mit Hotels und Golfplätzen bebaut werden.

Aber Matt King ist eben auch Familienvater, seine zehn- und 17-jährigen Töchter brauchen ihn, denn ihre Mutter liegt nach einem Sportunfall im Koma. Die Älteste verrät dem Vater alsbald, dass Matt von seiner Frau betrogen wurde.

Das alles hört sich an, als seien es zu viele Probleme für einen Film von 115 Minuten Länge, aber Regisseur Alexander Payne ("About Schmidt", "Sideways") gelingt das Wunderbare: unsentimental zu erzählen, für heitere Momente zu sorgen, den Zuschauer zu berühren.

Meisterlich inszeniert

Matt King sitzt also am Krankenbett seiner Frau, er schreit sie an, schimpft, ist voller Zorn und Bitterkeit. Und sie liegt einfach da, reagiert nicht. In einer anderen Szene, sie ist das Herzstück dieses Films, stürzt Matt King aus seinem Haus.

Er streift sich klobige Schuhe über und rennt zu Freunden, um zu fragen, ob es stimmt, dass er betrogen wurde. Der Lauf ist Sinnbild für Verlassensein und Unbeholfenheit, und die "Washington Post" beschrieb ihn treffend so: "Clooney rennt mit der Grazie eines frisch kastrierten Vogel Strauß."

"The Descendants" ist ein meisterlich inszenierter Familienfilm, dessen Größe sich allmählich entfaltet. Es gibt darin liebenswerte und dem Alltag abgeschaute Figuren wie die des plumpen Freundes der großen Tochter. Mehr Wahrhaftigkeit war selten im Kino.

Bewertung: 4 von 5 Sternen

(RP/csr/das)
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