Kino-Kritik Charmanter Lesezirkel

Düsseldorf (RP). Besonders ambitioniert wirkt dieser Film nicht. Er basiert auf dem Bestseller "The Jane Austen Book Club" von Karen Joy Fowler und spricht zugleich das Publikum von "Desperate Housewives" an, das sich an den Beziehungsproblemen gut verdienender Frauen ergötzt. Bei dem Konzept kann nichts schiefgehen. Dennoch leistet die Drehbuchautorin Robin Swicord in ihrem Regiedebüt Erstaunliches: Sie bringt etwas auf die Leinwand, das bisher nur in der akademischen Filmliteratur möglich war oder im Literarischen Quartett: einen Diskurs über Jane Austens Romane und deren Verfilmungen.

 Emily Blunt und Hugh Dancy in "Der Jane Austen Club".

Emily Blunt und Hugh Dancy in "Der Jane Austen Club".

Foto: Sony

Fünf Frauen und ein Mann treffen sich regelmäßig, um je einen Roman von Jane Austen zu analysieren. Eigentlich sollte der Club nur aus Frauen bestehen, doch so viele kamen nicht zusammen, und so musste man einen Lückenbüßer zulassen. Wie diese sechs Austen- Kenner miteinander diskutieren, das ist überraschend unterhaltsam und anregend. Man muss nicht einmal die sechs Romane kennen. Der Film setzt allerdings voraus, dass man die populären Leinwandadaptionen gesehen hat.

Filmisch ist das nicht besonders aufregend — muss es auch nicht sein. Die meiste Zeit sitzen die Literaturliebhaber um einen Tisch und reden. Der einzige Mann, Grigg (Hugh Dancy), erfüllt eine doppelte Funktion. Er ist die Identifikationsfigur für das männliche Publikum und für alle Austen-Banausen. Grigg hat nämlich noch nie etwas von dieser Autorin gelesen, seine Liebe gilt der Science-Fiction. Nur um der Frau seiner Träume näherzukommen, gibt er sich als Austen- Fan aus.

Jede Zielgruppe soll sich angesprochen fühlen, daher gibt es in dem Lesekreis ältere und jüngere, heterosexuelle und lesbische, optimistisch- zupackende und depressive Frauen. Den stärksten Eindruck hinterlässt Emily Blunt ("Der Teufel trägt Prada") als die humorloseste unter den Frauen. Sie nimmt jede Sitzung todernst, und wenn jemand einen Witz reißt, verfinstert sich ihr Gesicht erst recht. Blunt setzt sich ab von dem Heile- Welt-Getue der anderen. Natürlich hat sie Gefühle, natürlich kann sie lachen. Sie ist nur etwas wählerischer, wenn es um den Anlass geht.

Es ist schon auffallend, dass der Austen-Kinoboom gerade mit dem Aufkommen der Großkinos eingesetzt hat. Vielleicht braucht man solche wortlastigen Filme als Gegenmittel zu den geistlosen High- Tech-Spektakeln.

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