Dokumentation "Friedensschlag" Boxen gegen den Hass

(RP). Sie sollen zuschlagen lernen, um nicht mehr kriminell zu werden. Was paradox klingt, ist das pädagogische Konzept der Work-and-Box-Company in München. Dort steigen straffällig gewordene Jugendliche in den Ring, um ihre Wut loszuwerden. Und Disziplin zu üben. Und auch, um zu lernen, wie man Haltung gewinnt in einem Leben, das bisher ziemlich schiefgelaufen ist. Nebenan, in der Schreinerei, können Denis, Eftal, Josef und die anderen dann lernen, wie sich ein Berufsalltag anfühlen könnte. Und wenn sie das durchhalten, bleiben ihnen drohende Gefängnisstrafen erspart.

Dokumentation "Friedensschlag": Boxen gegen den Hass
Foto: Piffl

(RP). Sie sollen zuschlagen lernen, um nicht mehr kriminell zu werden. Was paradox klingt, ist das pädagogische Konzept der Work-and-Box-Company in München. Dort steigen straffällig gewordene Jugendliche in den Ring, um ihre Wut loszuwerden. Und Disziplin zu üben. Und auch, um zu lernen, wie man Haltung gewinnt in einem Leben, das bisher ziemlich schiefgelaufen ist. Nebenan, in der Schreinerei, können Denis, Eftal, Josef und die anderen dann lernen, wie sich ein Berufsalltag anfühlen könnte. Und wenn sie das durchhalten, bleiben ihnen drohende Gefängnisstrafen erspart.

Resozialisierung durch Boxen — die Idee erinnert an Erziehungscamps in den USA. Gerardo Milsztein zeigt in seiner Dokumentation über die Einrichtung in München, dass es auch ohne Drill und Gebrüll geht, denn die Erzieher in Bayern setzen ihre Jungs nicht unter Druck, sondern versuchen, ihnen die eine Idee zu vermitteln: Dass sie noch eine Chance haben, ihre Lebensweise zu verändern und aus schlechten Mustern auszubrechen. Und dass daran kein Weg vorbeiführt.

Es ist das Verdienst dieses Films, dass er Einblicke gibt in die Denkweise der jungen Straftäter, deren Lethargie und Lernunwille den unbedarften Zuschauer zunächst nur erschrecken. Zumal diese provozierende Apathie jederzeit umschlagen kann in blanke Aggression. In Einzelinterviews mit den jungen Männern und deren Müttern erfährt der Zuschauer dann aber Details aus den Biografien, die erklären, warum diese Menschen so wenig daran glauben, dass aus ihrem Leben etwas Gutes werden könnte. Da wird konkret, was Studien Deutschland regelmäßig bescheinigen: dass die sozialen Klassen in diesem Land wenig durchlässig sind. Und wie die Mütter so hilflos in die Kamera weinen, weil sie ihre Söhne verloren haben, zuerst an die Straße, dann an die Kriminalität, das vergisst man so schnell nicht.

Doch so spannend das Thema ist, es hapert leider bei der Umsetzung dieser Doku. Die Szenen, in denen die jungen Straftäter boxen lernen — oder sich weigern, überhaupt in die Sporthalle zu gehen, wirken beliebig aneinandergehängt, teils redundant. Dazu sind die Bilder oft von viel zu wuchtiger Musik überlagert. Dass auch die Erzieher hier und da recht ungeschickt wirken in ihrem Umgang mit den aufmüpfigen Männern, ist natürlich nicht Schuld des Filmemachers. Doch mag der Eindruck auch einfach der etwas konfusen Dramaturgie geschuldet sein. Immerhin fruchtet das Boxtraining bei einem jungen Mann, der sich am Ende sogar um eine Ausbildungsstelle bemüht. Doch was bei ihm wirklich den Sinneswandel bewirkt hat, lässt der Film nur ahnen.

Bewertung: 2 von 5 Sternen

(RP)
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