Kino-Kritik Bei Mama nur Chaos

Düsseldorf (RP). Selbst Rockmusiker kommen in die Jahre. Das merkt der 36-jährige Stefano (Valerio Mastandrea) spätestens, als er beim gewagten Sprung von der Bühne auf dem harten Clubboden landet. Dem nicht genug, geht es mit der neuen CD nicht so voran; auch wird er von seiner Freundin betrogen.

 Unterwasser-Szene aus "Nicht dran denken".

Unterwasser-Szene aus "Nicht dran denken".

Foto: Kool

So entschließt sich Stefano, an Mamas Herd im herbstlichen Rimini, wo er schon lange nicht mehr war, eine Auszeit zu nehmen. Doch selbst in der alten Heimat ist nichts mehr so, wie es war. Sein herzkranker Vater hängt nur noch auf dem Golfplatz rum, die Mutter sucht ihr Glück in esoterischen Selbstfindungskursen, die Schwester hat ihr Studium geschmissen, und der geschiedene Bruder ist gerade dabei, die familieneigene Kirschkonservenfabrik in den Bankrott zu reiten. Ausgerechnet in diesem Chaos, in dem alles unter den Teppich gekehrt wird und sogar alte Schulfreunde an Selbstmord denken, soll Stefano zur Ruhe kommen?

Der Film "Nicht dran denken" bietet die alte Geschichte vom verlorenen Sohn, der in den Schoß der Familie zurückkehrt und unangenehme Überraschungen erlebt. Die Tragikomödie , die uns der italienische Regisseur und Drehbuchautor Gianni Zanasi hier auftischt, schmeckt aber nicht wie ein aufgewärmter Teller Spaghetti schmeckt: Das liegt zum einen an den bis in die Nebenrollen überzeugenden Darstellern und zum anderen an der leichtfüßigen Inszenierung, die selbst Klischees — und von denen gibt es nicht wenige — zum amüsant besinnlichen Reigen verbindet.

Liebevolle Ironie

Indem er mit liebevoller Ironie einen Berufsjugendlichen, der sich nach Sicherheit sehnt, auf die Welt der Spießbürger prallen lässt, in der alles den Bach runtergeht, skizziert Zanasi das Leben und dessen unterschiedliche Entwürfe in all seinen Facetten. Und er entlässt uns schließlich mit der tröstlichen Erkenntnis, dass sich irgendwann für fast alles eine Lösung findet.

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