Natalie Portman in "Black Swan" Ballett im Horrorkabinett

Berlin (RPO). Blut im Schuh, krachende Knochen, Panikattacken: So Grauen erregend wie in "Black Swan" war Ballett im Kino noch nie. Regisseur Darren Aronofsky ("The Wrestler") begnügt sich in seinem Thriller nicht nur mit dem schrecklichen Kampf der Tänzer mit ihren geschundenen Körpern. Der Filmemacher schickt Natalie Portman als prüde Primaballerina auf eine Reise zur sexuellen Befreiung, die im Spiegelkabinett des Ballettsaals zum schizophrenen Horrortrip gerät.

"Black Swan": Am Rande des Wahnsinns
12 Bilder

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Das nur 13 Millionen US-Dollar teure Werk wurde für vier Golden Globe Awards (Regisseur, Drama, Hauptdarstellerin, Nebendarstellerin Mila Kunis) nominiert und gilt als sicherer Anwärter für die diesjährige Oscar-Verleihung.

Für Nina (Portman) ist der Traum einer jeden Ballerina wahr geworden: die Hauptrolle in Tschaikowskis "Schwanensee". Die jungfräuliche Tänzerin ist perfekt für den Part der verzauberten weißen Schwanenkönigin.

Nina muss jedoch auch die Rolle des schwarzen Schwans, der verführerischen und dämonischen Doppelgängerin, verkörpern - und dass sie das schaffen wird, daran zweifelt der Direktor ihrer New Yorker Compagnie (Vincent Cassel) zusehends. Der arrogante Regisseur verordnet seinem verklemmten Star einen sexuellen Crash-Kurs.

Wahn setzt ein

Doch während sich Nina in ihrem rosa Kinderzimmer inmitten von Plüschtieren in Masturbation versucht, erwächst ihr in der sinnlichen Zweitbesetzung Lily (Kunis) eine Konkurrentin. Auf der fieberhaften Suche nach ihrer dunklen Seite verliert Nina zunehmend den Kontakt zur Realität. Plötzlich scheint ihr Spiegelbild ein Eigenleben zu entwickeln und ihr Körper sich zu verwandeln. Nina lässt sich aber nicht beirren: Ihr Ziel ist die eine perfekte Aufführung, die kein Zuschauer je vergessen wird.

Vor zwei Jahren hatte Aronofsky mit "The Wrestler" Preise eingesammelt und Hauptdarsteller Mickey Rourke ein Comeback beschert. Nach dem für seine Verhältnisse zahmen Film kehrt der New Yorker nun zu einer radikaleren Filmsprache zurück und schickt den Zuschauer auf einen "halluzinogenen Trip", wie er im dapd-Gespräch sagte.

Auch wenn "Black Swan" und "The Wrestler" ursprünglich als ein einziger Film geplant gewesen waren, erinnert Aronofskys neues Werk mit den wackeligen Bildern der Handkamera und dem zunehmenden Horror vor allem an sein Kinodebüt "Pi". Darin hatte ein genialer Mathematiker auf der Suche nach dem numerischen Namen Gottes im Zahlenstrom des Aktienmarktes beinahe den Verstand verloren.

Happy End für Portman

"Black Swan" ist bei einem US-Einspielergebnis von mittlerweile 63 Millionen US-Dollar Aronofskys finanziell erfolgreichster Film. Bald werden von dem Regisseur ganz andere Zahlen erwartet. Sein nächstes Projekt ist die Comic-Verfilmung "The Wolverine" mit Hugh Jackman. "Bei den vergangenen fünf Filmen war ich der Einzige, der sie machen wollte. Jetzt bin ich zum ersten Mal von Gleichgesinnten umgeben", erklärte Aronofsky den Reiz des "X-Men"-Ablegers.

Auch wenn der Regisseur aus seinen Oscar-Ambitionen für Portman keinen Hehl macht, dürfte die Trophäe für die Schauspielerin zweitrangig sein. Das schönste Andenken an "Black Swan" hat die 29-Jährige, die sich ein Jahr einem rigorosen Tanztraining unterzog, längst: Sie verliebte sich während der Dreharbeiten in ihren Choreografen und Tanzpartner Banjamin Millepied. Das Paar ist verlobt und erwartet ein Kind.

("Black Swan", Thriller, USA 2010, 117 Minuten, FSK: 16, Regie: Darren Aronofsky, Darsteller: Natalie Portman, Mila Kunis, Vincent Cassel, Barbara Hershey, Winona Ryder u.a.) Kinostart: 20. Januar 2011

(DDP/csr)
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