Animationsfilm "ParaNorman" Auf dem Schulweg sieht er Tote

Im Trickfilm "ParaNorman" hat der kleine Titelheld Norman mit seiner Gabe zu kämpfen: Er kann Tote sehen und mit ihnen sprechen. Doch ist der Film weit mehr als ein Zombiestreifen mit Knetfiguren. Er überzeugt auch als behutsame Geschichte über das Erwachsenwerden. Für Helden wie Norman wurde der Trickfilm erfunden.

Szenenbilder aus "ParaNorman"
10 Bilder

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Vor drei Jahren brachte das amerikanische Animationsstudio Laika einen hochsensiblen Trickfilm heraus über ein fantasiebegabtes Mädchen, das in einer bizarren Erwachsenenwelt vereinsamt, doch bald die Tür in eine andere Welt aufstößt und dort Abenteuer bestehen muss. "Coraline" verband die altmodische Stop-Motion-Tricktechnik, bei der plastische Figuren in einer Kulisse für jedes Filmbild minimal verändert werden, mit der Tiefenwirkung von 3D. Das ergab einen verwunschenen Trickfilm, der sogleich ins Oscar-Rennen ging.

Nun bringt dasselbe Studio wieder einen Stop-Motionfilm heraus, in dem sich ein einsames Kind seinen Platz in der Erwachsenenwelt erobern muss. Doch ist "ParaNorman" nicht nur eine behutsame Erwachsenwerdgeschichte, sondern zugleich ein Zombiefilm. Denn was Norman vom Rest der Welt unterscheidet, ist seine Fähigkeit, Tote zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Weil er also auf dem Schulweg ständig Unsichtbare begrüßen muss, gilt er bald als Freak.

Doch eines Tages wird Normans piefige Heimatstadt von Zombies belagert. Eine Hexe will sich an den Untoten und ihren lebendigen Nachkommen rächen — und auf einmal sind Normans seltsame Fähigkeiten höchst nützlich.

"ParaNorman" ist nicht so zart und zauberisch wie "Coraline", dafür ist die Mischung aus Zombie-film und Außenseitergeschichte originell und komisch. Es gibt zwar einige Grusel-Schockmomente, die für junge Zuschauer zu drastisch sein dürfen, wenn Norman etwa einer Leiche ein altes Buch aus den starren Händen winden muss und dabei einige eklige Überraschungen erlebt.

Doch für etwas ältere Zuschauer, empfohlen ist der Film ab zwölf, funktioniert das Werk, weil es nicht nur zwischen Zombieabenteuer und Parodie changiert, sondern auch treffend amerikanisches Familienleben porträtiert.

Norman versucht sich in einer Gemeinschaft zu behaupten, die aus lauter Typen besteht, denen es im Leben selbst nicht besonders gut ergeht. Entsprechend unbarmherzig gehen sie mit noch Schwächeren um. Doch er findet auch Freunde und kann sogar seiner Barbie-Schwester ein paar echte Gefühle entlocken. Das geht zu Herzen. Man will ihn sofort beschützen, diesen hellsichtigen, verwundbaren Norman. Für solche Helden wurde der Trickfilm erfunden. Höchstwertung.

(RP/pst/sap)
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