"Terminator: Genisys" im Kino Dieser Film macht nur Lust auf die Vorgänger

Düsseldorf · Arnold Schwarzenegger spielt erneut den Maschinenmenschen. "Terminator: Genisys" ist indes bloßes Zitat des großartigen Originals. Mit dabei ist auch "Game of Thrones"-Star Emilia Clarke.

"Terminator: Genisys": Arnold Schwarzenegger gibt sein Comeback
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"Genisys": Arnold Schwarzenegger gibt sein Comeback als Terminator

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Foto: ap

Erster Gedanke beim Verlassen des Kinos: Man würde sich jetzt auch gerne mal vor jemanden hinstellen, betont ungerührt schauen und in eckigem, steiermärkisch gefärbtem Englisch den Satz "I am old, but not obsolete" aufsagen. Arnold Schwarzenegger macht das im Film mehrmals, es ist der Running Gag von "Terminator: Genisys". Der Satz, das hoffen die Produzenten des Films natürlich, soll zum geflügelten Wort werden, zum Refrain wie das "I'll be back" aus dem ersten "Terminator" und das "Hasta la vista, Baby" aus dem zweiten Teil. Man lässt das dann aber doch, man sagt den Satz nicht, obwohl er sich ähnlich hartnäckig und unwiderruflich ins Hirn frisst wie Harry Belafontes "Banana Boat Song". Es geht ums Prinzip: Die ersten beiden Filme sind Klassiker, originell und beseelt, die haben das Zitiertwerden verdient. Der neue nicht.

Der neue "Terminator" ist einer dieser Filme, die nicht deshalb gemacht werden, weil es eine umwerfende Idee gibt, sondern weil das Publikum so nostalgisch ist und sich nach dem Guten von früher sehnt. Nostalgie wird in Hollywood allerdings weniger als Indikator dafür gewertet, dass die Leute mit dem Kino von heute unzufrieden sein könnten. Und Nostalgie ist dort auch keine Angelegenheit des Herzens, sondern reine Berechnung. Deshalb gibt es Filme wie "Jurassic World", die sich alte Kulissen borgen, Zusammenhänge und Erzählstränge aus zweiter Hand verwenden. Man muss bloß den Grünspan wegschrubben und alles mehr oder weniger elegant mit der Gegenwart verbinden.

Bei "Terminator: Genisys" ist das genauso. Diese Produktion ist nichts anderes als eine Nacherzählung des Ur-"Terminators" von 1984, mit dem Unterschied indes, dass eine weitere Zeitebene eingezogen wird. Schwarzenegger spielte damals den Androiden, der aus der Zukunft geschickt wurde, um eine Frau namens Sarah Connor zu töten. Im Jahr 2029 herrschten die Maschinen, doch widerständige Menschen unter Führung von John Connor waren drauf und dran, die Diktatur zu beenden. Deshalb sandte die zentrale Maschineninstanz Skynet das Terminator-Modell T-800 zurück durch die Zeit mit dem Auftrag, die Mutter Connors umzubringen, bevor ihr Sohn geboren werden konnte.

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Der mit relativ bescheidenem Budget produzierte Film von James Cameron lieferte ikonografische Bilder: den nackten Schwarzenegger etwa, der eben gelandet war und auf das nächtliche Los Angeles blickte. Oder seinen Kampf mit den Punks, deren Anziehsachen er stiehlt. "Terminator 2: Judgement Day" aus dem Jahr 1991 war dann auch technisch ein Meisterwerk. Der Terminator beschützte nun Sarah Connor; die Widerstandsbewegung der Zukunft hatte ihn umgepolt und erneut in die Zeitmaschine gesetzt.

Berühmt sind vor allem die Szenen, in denen sein aus flüssigem Metall bestehender Gegenspieler, der T-1000, wie Quecksilber zerläuft und eine andere Gestalt annimmt.

All diese Bilder sieht man nun wieder, teils als Zitat, teils in identischen Einstellungen nachgedreht, denn "Terminator: Genisys" knüpft direkt an Teil zwei an. Das Neue besteht darin, dass sich der Terminator offenbar schon lange vor 1984 um Sarah Connor kümmerte, sie Selbstverteidigung lehrte und als väterlicher Freund auftrat. Und: Sarahs Sohn John Connor ist doch nicht so edel, wie man die ganzen Jahre über gedacht hat. "Terminator: Genisys" ist das Sequel zum Prequel seiner eigenen Kopie.

Arnold Schwarzenegger steht zumeist herum wie ein kaputter Kühlschrank und scheint die verknäulte Handlung selbst nicht so recht überblicken zu können.

Die Actionszenen wurden immens ausgedehnt, damit der Film auf mehr als zwei Stunden Spielzeit kommt, und Regisseur Alan Taylor zeigt dem Zuschauer, was man heute alles in Sachen Technik anstellen kann. Die Golden Gate Bridge muss unter anderem dran glauben, die Langeweile kracht und lärmt, und auch der Maschinenkrieg der Zukunft wird hier im Gegensatz zum Originalfilm nicht bloß angedeutet, sondern ausgestaltet. Da ist kein Anflug von Originalität in "Terminator: Genisys", man könnte diese Produktion als Remix bezeichnen, als aktualisierte Version eines traditionellen Themas. Er fügt nichts hinzu, und man fragt sich, was in den beiden weiteren Filmen, die bereits angekündigt wurden, noch erzählt werden soll. Während "Jurassic World" Besucherrekorde erzielt, erlebte der 155 Millionen Dollar teure "Terminator" ein enttäuschendes Startwochenende in den USA und erreichte nur Platz drei der Kinocharts.

Das beste, was man sagen kann, ist, dass die Neuauflage dem Original nicht schadet — im Gegenteil. Man bekommt Lust auf die frühen Filme, man sieht sie sich neuerlich an und staunt, wie gut sie gemacht sind und dass sie noch immer zwingend wirken.

So wird denn ein Schuh draus: Old, but not obsolete.

(RP)
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