Kino-Kritik Abgebrühter Teeniegrusel

Düsseldorf (RP). Auf den ersten Blick wirkt auch dieser Horrorthriller wie so viele zuvor und so kommt einem das Geschehen auf der Leinwand allzu bekannt vor. Mal wieder dürfen wir uns über ein Trüppchen Teenager wundern, das beim Wochenend-Trip in ein abgelegenes Farmhaus nichts anderes im Kopf hat als Drogen, Alkohol und Sex.

 Fliehen vor dem Killer: Szene aus "Mandy Lane".

Fliehen vor dem Killer: Szene aus "Mandy Lane".

Foto: Senator

Da haben wir den notorischen Dauerkiffer, den obligatorischen Schönling sowie die blonde Cheerleaderin und schließlich die feenhaft über den Dingen schwebende Mandy Lane (Amber Heard), die alle baggernden Jungs links liegen lässt, während draußen irgendjemand durch die Gegend schleicht, der wohl Mörderisches im Schilde führt. Also, alles wie gehabt.

Doch beim zweiten Hingucken zeigt sich, dass das Spielfilmdebüt von Jonathan Levine so ganz anders ist als all die "Texas-Chainsaw-Massacre"- Ableger und "Scream"-Verschnitte, die den geneigten Kinogänger schon seit Jahren in penetranter Regelmäßigkeit heimsuchen.

In gemächlicher Erzählweise und mit satirischer Spitzfindigkeit, als hätte er eine Juniorversion von "American Beauty" im Sinn gehabt, skizziert der Regie-Novize das triste Treiben der Teenager und kleidet es in entrückt wirkende Aufnahmen, wobei die ausgeblichenen Farben von Beginn an die Figuren so blass erscheinen lassen, als sei bereits alles Leben aus ihnen entwichen.

So wähnt man sich lange eher inmitten eines Dramas, bis die Gewalt fast beiläufig in die Erlebniswelt des Films eindringt. Aber selbst dann vergeudet Levine keine Zeit an die üblichen Taschenspielertricks. Es gibt keine wehenden Vorhänge, keine quietschenden Türen und erst recht keine schwarze Katze, die plötzlich aus einer dunklen Ecke hervorspringt. Auch werden hier nicht die üblichen zurückgebliebenen Hinterwäldler ausgepackt, die dem Junggemüse nach dem Leben trachten, geschweige denn der schwarze Mann, der in "Halloween"- Manier über seine Opfer herfällt.

Nein, im Grunde stellt Regisseur Levine die schablonenhafte Konventionalität eines ganzen Genres auf den Kopf. Bewusst macht er kein großes Geheimnis um den Killer, und statt auf ausgedehnte Bluteffekte setzt er auf die Beklemmung, die seine Bilder ausstrahlen. Am Ende erlebt man eine Überraschung, und gerade in diesem Augenblick entwickelt dieser ungewöhnliche Grusler eine Ambivalenz, die den Betrachter frösteln lässt.

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