Neu im Kino Abenteuer im Vorgestern

(RP). Früher war das anders. Mit diesem Satz ist der Motor vieler Zeitreisegeschichten für Kinder schon beschrieben. Kids von heute gelangen durch irgendeine Magie oder Maschine in die Welt von gestern und können staunen. Beziehungsweise, können verbessern, auftrumpfen, sich durchsetzen, wie in "Stella und der Stern des Orients".

 Szene aus "Stella und der Stern des Orients".

Szene aus "Stella und der Stern des Orients".

Foto: Farbfilm

Die zehnjährige Titelheldin stöbert am Silvesterabend auf dem Dachboden der Großmutter herum und landet schwuppdiwupp im wilhelminischen Deutschland vor einhundert Jahren. Stella (Laura Berschuk) trifft hier auf ihre Uroma Clementine (Hannah Schwamborn), die da noch ein kleines Mädchen ist. Wobei sich Regisseurin Erna Schmidt nicht lange mit der Erkundung mentaler und sozialer Unterschiede aufhalten muss.

Stellas Vorfahren werden gerade von zwei Gaunern (Axel Prahl und Hans-Martin Stier) über den Tisch gezogen, und das unerschrockene Mädchen von heute greift ein. Von nun an geht's ab ins Abenteuer, hinein in Verfolgungsjagden, und die führen nicht nur durch den verschneiten Wald, sondern hinab in Höhlen und Kasematten. Manchmal wäre "Stella und der Stern des Orients" gerne die Pädagogikprädikatsvariante eines Schatzsuche-Spektakels aus Hollywood, also "Knirpsiana Jones." "Seit wann ist eigentlich verboten, was nicht erlaubt ist?", fragt Stella gern, und diese Keckheit ist Programm. Stella hält sich nicht an die Regeln von einst. Sie zeigt den Kindern von damals, dass man freier, frecher, selbstbewusster sein kann.

Dieser kulturelle Durchmarsch der Moderne fällt umso leichter, als sich der Film fürs Leben kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende nicht wirklich interessiert. Halb großbürgerlicher Prunk aus der Bonbons-nach-altem-Rezept-Werbung, halb kurioses Technikmuseum (Autos mit Kurbelstarter), fertig ist die andere Zeit. Man wünschte sich eine andere Erkundung des Damals, doch beim Kinderpublikum auf Festivals kam der Film bisher sehr gut an.

(RP)
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