Filmkritik zu "300: Rise of an Empire" Hübsch anzusehen, aber schrecklich doof

Düsseldorf · Rund sieben Jahre nach dem weltweiten Filmerfolg "300" folgt nun "300: Rise of an Empire". Aber die Fortsetzung hat einen großen Nachteil: Sie bietet keine Überraschungen.

Szenenbilder aus "300: Rise of an Empire"
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Als am 14. Februar 2007 zahlreiche Journalisten das Gelände rund um die Berlinale verließen, herrschte Uneinigkeit. Sie hatten gerade "300" gesehen, ein Werk, aufgehängt an der Schlacht bei den Thermopylen während der Perserkriegen. Das hörte sich zunächst nach einem seriös-ambitionierten Film an, das Ergebnis war aber alles andere als das. Der Film entpuppte sich als ein Actionfeuerwerk mit einer stilisierenden Optik, aber hinsichtlich aller anderer Aspekte mit wenig Potential.

Und so polarisierte das Werk wie kaum ein zweites in diesem Jahr. "Es sieht aus wie das anspruchsvollste und teuerste Videospiel der Welt. Und ich meine das positiv", erklärte Richard Roeper nach dem Kinostart in der "Chicago Sun-Times". Kollege Anthony Oliver Sott von der "New York Times" verglich hingegen "300" mit Mel Gibsons schwer diskutiertem "Apocalypto" — es sei ebenso gewalttätig und doppelt so dumm.

Fakt ist: Die Produzenten sahnten deftig ab, das Werk wurde ein weltweiter Erfolg und brachte fast eine halbe Milliarde Dollar ein. Regisseur Zack Snyder ist mittlerweile Experte für Comic-Verfilmungen und wird von seiner großen Fangemeinde als Genie verehrt.

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Wenig Neues im alten Griechenland

Snyder ist auch bei dem Sequel "Rise of an Empire" dabei, aber als Produzent und Drehbuchautor. Für ihn übernahm der recht unerfahrene Noam Murro, der bis dato nur bei einem Kinofilm Regie geführt hatte.

Das riecht alles nach Veränderung, dabei handelt es sich aber lediglich um eine Sinnestäuschung. Spätestens der Blick auf den Plot lässt das erahnen: Wieder befindet sich der Zuschauer mitten in den Perserkriegen, dieses Mal ist es die Seeschlacht von Artemisium, die im Fokus steht — und fast gleichzeitig zu den Geschehnissen des ersten Teils stattfinden.

An Stelle von Gerard Butler übernimmt Sullivan Stapleton als Themistokles die Rolle als genialer Taktiker im Kampf gegen die Perser. Einen echten Antagonisten gibt es im Gegensatz zu dem Vorgänger auch: Die mordlüsternde Artemisia (Eva Green) will sich an ihren Landsmännern rächen und hat auch beste Chancen dazu.

Denn — und die Parallelen zu "300" sind nicht mehr zu übersehen — die Griechen sind zahlenmäßig deutlich unterlegen, nur durch das Geschick des Protagonisten können sie die Gegner auf Distanz halten.

Kunstblut, wohin das Auge schaut

Das alles ist aber eigentlich auch egal: Die Verantwortlichen machen klar, dass sie die griechische Historie im Grunde genommen nicht interessiert. Wichtig ist schlichtweg, dass eine monumentale Schlacht inszeniert wird. Und dieses Mal findet sie nun mal auf hoher See statt.

Die Optik zieht den Zuschauer wieder in den Bann, Murro bevorzugt in weniger als zwei Stunden extreme Zeitlupen, Low-Angle- oder Extrem-Wide-Shots. Und viel, wirklich viel, Kunstblut. Die 3D-Effekte sind eine sinnige Erweiterung des (Optik-)Spektakels und so fliegt auch mal ein Kopf an dem nichts ahnenden Zuschauer vorbei.

Dennoch misslingt es den Machern, von dem nicht existierenden Anspruch abzulenken. Das Drehbuch ist spätestens nach der Exposition bekannt, die Dialoge sind klischeehaft, die wenigen Beziehungen zwischen den Figuren schaffen es nicht ansatzweise, Emotionen beim Beobachter hervorzurufen. Das ganze Dilemma gipfelt in den erschreckend eindimensionalen Figuren, die nur der übergeordneten Optik dienen.

Nach einigen Szenen nutzt sich zudem das Erstaunen über die Technik ab, man gewöhnt sich an die zuvor noch scheinbar herausragende Darstellung. "300: Rise of an Empire" funktioniert dementsprechend eigentlich nicht als Spielfilm. Viel mehr ist es eine Aneinanderreihung von Bildern, die im besten Fall einzeln für sich stehen können.

(cfk)
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