James Franco liefert oscarreife Leistung "127 Hours" - gefangen im Fels

Berlin (RPO). Sein Kinomärchen "Slumdog Millionär" war nicht nur ein überraschender Kassenerfolg, sondern bescherte Regisseur Danny Boyle gleich acht Oscars. Auch für seinen neuen Film "127 Hours" könnte der eine oder andere Academy Award herausspringen. Sechsmal ist das spannende wie spektakuläre Drama nominiert. Dass es sich um eine wahre Geschichte handelt, sorgt für zusätzliche Faszination.

"127 Hours" - gefangen im Canyon
11 Bilder

"127 Hours" - gefangen im Canyon

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Im April 2003 war der US-Amerikaner Aron Ralston zu einer Wanderung in die Wüste von Utah aufgebrochen. Er ist ein wagemutiger, aber sehr erfahrener Kletterer. In einem Canyon kommt es zu einem tragischen Unfall: Ralson stürzt in eine enge Schlucht, seine Hand wird von einem herabfallenden Felsbrocken eingeklemmt.

Dass jemand ihn zufällig finden würde, erscheint unwahrscheinlich. Dies macht eine weite Fahrt mit der Kamera nur zu deutlich. Langsam hebt sie sich aus der tiefen Schlucht, um schließlich über eine endlos weite Stein- und Wüstenlandschaft hinwegzufliegen.

Franco füllt Rolle leidenschaftlich aus

Ralston sitzt im wahrsten Sinne des Wortes fest und ist auf sich allein gestellt. 127 Stunden lang dauert sein Martyrium, das Boyle zu eineinhalb spannungsgeladenen Kinostunden zusammenzurrt. James Franco ("Milk") beweist sich dabei einmal mehr als charismatischer Schauspieler, der sich mit aller Leidenschaft in eine Rolle hinein begibt. "127 Hours" zeigt nicht nur die vielen erfolglosen Versuche Ralstons, sich zu befreien, sondern auch die psychischen wie physischen Folgen dieser ungewöhnlichen Gefangenschaft.

Durst, Hunger, Kälte und Entkräftung führen zu deliriumsartigen Zuständen. Ralston halluziniert einen Sturzregen, erinnert sich an wichtige Menschen und Situationen in seinem Leben und bewahrt doch einen kühlen Kopf. Sachlich formuliert er für seine Videokamera letzte Botschaften an die Eltern. Er sammelt seinen Urin, um sich damit vielleicht einen Tag länger vor dem Verdursten zu bewahren.

Beeindruckende One-Man-Show

Boyle kennt die handwerklichen wie formalen Mittel, um zunächst die sportive Dynamik Ralstons und später dessen wachsende Panik und Verzweiflung mit ständig bewegten, immer wieder dicht an den Körper und die Felsen heranrückenden Kameras umzusetzen. In seinen dramatischsten Szenen peitscht Boyle die Schnittfolge hoch und macht sie zu adrenalingeschwängerten Videoclips.

Zuletzt folgt der verzweifelte Befreiungsschlag. Als "Actionfilm über einen Typen, der sich nicht bewegen kann" hatte Boyle sein Werk scherzhaft bezeichnet. Tatsächlich ist es ein nervenaufreibender Survivalthriller geworden und eine schauspielerische Herausforderung für Franco, die er in jeder Minute beeindruckend zu meistern vermag.

("127 Hours", Drama, USA/Großbritannien 2010, 93 Minuten, FSK: 12, Regie: Danny Boyle, Darsteller: James Franco, Kate Mara, Lizzy Caplan, Amber Tamblyn, Clémence Poésy, Treat Williams, Kate Burton u.a.)

(DDP/csr)
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