Interview mit Jürgen Vogel "Ich suche Figuren, die an Grenzen gehen"

Düsseldorf · Der 44-jährige Schauspieler hat ein Rollen-Faible für kriminelle Außenseiter. Am Montagabend ist Jürgen Vogel in "Tod einer Polizistin" zu sehen. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht Vogel über das Kriminelle an sich und seine Eindrücke vom Dreh mit Götz George.

 Jürgen Vogel spielt in "Tod einer Polizistin" erneut einen Außenseiter.

Jürgen Vogel spielt in "Tod einer Polizistin" erneut einen Außenseiter.

Foto: dpa, Tim Brakemeier

Herr Vogel, im neuen Fernsehfilm von Matti Geschonnek "Tod einer Polizistin" (ZDF, 20.15 Uhr) spielen Sie einen aus dem Gefängnis geflohenen vermeintlichen Mörder. Sind Sie auf Verbrechertypen programmiert?

Vogel Ich habe Verbrecherrollen über die Jahre häufig gespielt, ich kenne sie gut. Diese Figuren sind immer wieder besonders spannend. Als Schauspieler sucht man Figuren, die an die Grenzen gehen. Die ganze Filmgeschichte ist voll von Typen wie James Dean, die hadern und zweifeln und scheitern, Menschen, die aus einer schwierigen Welt kommen.

Im Film stellen Sie eine besonders gebrochene Figur dar, einen Mann, der meint, 15 Jahre lang zu Unrecht im Gefängnis gesessen zu haben . . .

Vogel Ich spiele einen klassischen Kriminellen. Aber er findet sich eben nicht damit ab, dass er nach den 15 Jahren dann auch noch in die Sicherungsverwahrung kommen soll, weil er meint, die Tat nicht begangen zu haben. In dieser Person liegt eine Wut, eine ungeheure Energie und Kraft. Er gibt nicht klein bei. Das fand ich interessant.

Warum können Sie sich da eigentlich so gut hineinfühlen? Waren Sie selbst mal im Verbrechermilieu unterwegs?

Vogel Der Verbrecher an sich ist gar nicht so weit weg! Die Welt ist doch voller Verbrecher, egal aus welchem Milieu. Es ist eine Frage der Definition, was ein Krimineller eigentlich ist. Wer hätte gedacht, dass eine Hundertschaft Polizisten die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt stürmt und dort Akten sicherstellt? Das ist auch ein schöner Filmstoff für die Zukunft. Der Mensch ist prinzipiell zu schlimmen Dingen fähig und hat Abgründe in sich, egal, aus welchem Milieu er kommt. Unvorstellbar war doch auch bisher, dass ein Chef des Internationalen Währungsfonds in einem New Yorker Hotel verhaftet wird, weil er ein Dienstmädchen vergewaltigt hat. Vieles entsteht auch durch Größenwahn. Wir Filmleute sollten der Realität nicht hinterherhinken. Manchmal hat man das Gefühl, dass die Nachrichten viel gruseliger sind als die Filme.

Im Film spielen Sie neben großen Stars, unter anderem Götz George, der ihren Gegenspieler, einen pensionierten Polizisten, darstellt. War das für Sie ein besonderer Reiz?

Vogel Ja, es war das erste Mal, dass ich mit Götz George gespielt habe. Das war auch ein großer Wunsch von mir. Er ist ein großes Vorbild für mich. Ein toller Schauspieler und auch als Mensch wunderbar. Er hat eine preußische Arbeitshaltung, ist sehr fleißig und unglaublich vital mit über 70. Der Mann ist so kernig und fit. Ein ganz kluger Mann.

Wie behauptet sich Rosalie Thomass als junge Polizistin zwischen den vielen Männern in diesem Film?

Vogel Rosalie ist großartig. Mit ihr hatte ich auch noch nicht gedreht. Sie ist die Identifikationsfigur des Films. Mit ihren Augen schaut auch der Zuschauer auf den Fall. Sie sucht nach der eigentlichen Wahrheit in diesem Kriminalstück.

Die Stars stehen sich nicht auf den Füßen in diesen 90 Minuten?

Vogel Nein, Matti Geschonnek ist ein so erfahrener und guter Regisseur, dass das gar nicht passieren kann. Er weiß genau, was er will. Er ist eine echte Instanz und dazu ein sehr angenehmer Mensch. Jeder möchte Matti gefallen, ich auch. Er nimmt sich viel Zeit, geht auf alles und jeden ein.

Birgit Marschall führte das Gespräch.

(mar)
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