Schauspieler wollen nicht in L.A. wohnen Hollywood-Stars auf Abwegen

Düsseldorf (rpo). Schon die 1962 verstorbene Filmlegende Marylin Monroe fühlte sich in der Welt der Schönen und Reichen mehr eingeengt als wohl. "Ich will als Mensch und als Schauspielerin wachsen. Aber in Hollywood hat mich niemand nach meiner Meinung gefragt. Man sagte nur, wann ich zur Arbeit erscheinen sollte. Ein Grund, warum ich Hollywood verlassen habe und nach New York gekommen bin, war, dass ich hier mehr ich selbst sein kann. Wenn ich nicht ich selbst sein kann, wer kann ich dann sein?"

Nichts wie weg!
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Das Zitat, mit dem die Fanseite 'marilyn-online' eingeleitet wird, macht deutlich, was viele internationale Stars von Hollywood halten: nämlich nichts. Der Ort, der ihnen die Traumjobs verschafft, wird privat für sie zum Albtraum. Manche reagieren mit einem US-Wohnort abseits von Los Angeles, andere wechseln gleich den ganzen Kontinent.

So zum Beispiel Johnny Depp, der laut einem Interview der Zeitschrift 'Fit for Fun' das ruhige Leben im "alten Europa" genießt. Depp verbringe die meiste Zeit mit seiner Frau Vanessa Paradis und seinen zwei Kindern in Paris und St. Tropez. Er besitzt eine Villa im südfranzösischen Le Plan De La Tour. "Ich kann mich in Europa besser entspannen", so Depp. Das Leben in Frankreich habe ihn verwandelt. "Ich lese keine Zeitungen, sehe nicht fern und interessiere mich nicht für Einspielergebnisse." Depps neue Einstellung zum Leben verdanke er seinen Kindern. "Ich bin jetzt endlich da angekommen, wo ich hin wollte - deutlich ruhiger und friedlicher als früher!"

Der 40-Jährige äußerte sich nach Angaben des Magazins 'Stern' kritisch über die USA. Seine vierjährige Tochter und seinen einjährigen Sohn erzieht er nach eigenen Worten dazu, Amerika als Spielzeug zu betrachten. "Man spielt ein bisschen damit rum, guckt es sich an. Und dann nichts wie weg. Sie merken von allein, dass es im Grunde ein kaputtes Spielzeug ist", sagte Depp. Er kritisierte auch den US-Präsidenten Bush, dem es in Irak "nur ums Geschäft" gehe. Bush sei "einer der schlechtesten Lügner, die ich je gesehen habe", zitierte der 'Stern' Depp. Die Regierungspolitiker, "erwachsene Männer und Frauen in Machtpositionen", hätten sich mit der Irak-Politik und mit ihrer Beschimpfung der den Krieg ablehnenden Franzosen als "Idioten" geoutet. "Endlich zeigt ihr der Welt, was für Volltrottel ihr seid", so Depp.

Er habe zwar noch ein Haus in Los Angeles und könne sich vorstellen, mit seiner Familie gelegentlich dort zu sein, "aber nie für länger". In einem Interview mit dem Kinomagazin 'Skip' sagter der Schauspieler: "Meiner Meinung nach ist L. A. kein guter Platz, um Kind zu sein. Es geht alles zu schnell dort, es gibt zu viel von allem und das viel zu früh, und man wird viel zu bald erwachsen. Dabei sind wir nur so kurze Zeit Kind. Ich will, dass meine beiden diese Zeit so lang und intensiv wie möglich erleben dürfen."

Mit einer Gage von rund 20 Millionen Euro pro Film gehört Filmstar Russell Crowe zu den Zugpferden im Film-Geschäft. Dennoch will der Schauspieler niemals in Los Angeles wohnen. Statt in der Glamour-Welt zu tanzen, bewegt sich Crowe lieber auf dem Land in seiner Heimat Australien. Der Schauspieler zog 2001 nach einer Romanze mit Kollegin Meg Ryan zurück auf seinen Heimatkontinent. Dort kann er sich vom Medienrummel erholen und sich ungestört seinem Hund und seiner Musik - als Sänger und Gitarrist der Rockband 30 Odd Foot of Grunts - widmen.

Heute lebt Crowe mit seiner Frau Danielle Spencer und ihrem gemeinsamen Sohn im teuersten Appartement der Metropole Sydney - mit Blick auf den weltberühmten Hafen. Am liebsten hält er sich aber auf seiner 325 Hektar großen Farm im Norden des Bundesstaats New South Wales auf. Er liebe es, seine Zeit dort zu verbringen und mit seinen "Kühen zu kommunizieren", schwärmt der Hollywoodstar. Das Landleben sei ihm noch nie langweilig geworden.

Der Schauspieler und Produzent John Cusack wuchs mit vier Geschwistern in einem Dorf in Illinois auf. Mit 16 zog er nach Chicago, wo er noch heute lebt. Cusack ist nicht der typische Hollywood-Star und steht auch nicht gern im Rampenlicht - seine Rollenauswahl beweist, dass er mehr die ungewöhnlichen Charaktere und Geschichten mag. Die Arbeit in seiner eigenen Produktionsfirma zieht er der Scheinwelt von Los Angeles vor. "Hollywood an sich verpasst mir gar keinen Kick", sagte der 36-Jährige im Gespräch mit einem Online-Dienst.

Dass er sich nicht mit dem Glamour der Traumfabrik identifizieren kann, zeigt nicht nur John Cusacks Wohnort, sondern auch seine Motivation, zu schauspielern: "Ich habe damit überhaupt nur angefangen, weil ich die Schule hasste. Ich bin am Theater aufgetreten, mit 16 bekam ich erste Filmangebote - das bedeutete, ich musste nicht in die Schule gehen, bekam auch noch Geld dafür." Eigentlich wollte er Basketballspieler werden, dafür sei er aber leider zu klein, so Cusack.

Dieser Wunsch ist kein Wunder, denn seine Meinung über Hollywood glänzt nicht vor Wertschätzung: "Es gibt ein paar gute Menschen. Aber eine ganze Menge von ihnen lügt ohne Grund - es wird zehn Uhr und sie sagen dir, es wäre neun. Ich bin selber mittlerweile ein guter Lügner." In Interviews behauptet er deshalb gerne, in einer Herde Coyoten aufgewachsen zu sein und dass seine erste Freundin ein Coyotenweibchen namens Chim Cham gewesen wäre.

William L. Petersen müsste eigentlich ein Star sein, denn er verkörpert einen typischen Hollywood-Typ: Gutaussehend, sportlich und mit ausgezeichneten schauspielerischen Fähigkeiten. Aber Petersen lehnt viele attraktive Angebote ab und zieht Theater-Rollen vor. Und er wohnt wie Cusack lieber in Chicago als in der Nähe der Filmindustrie: "Wenn ich in L.A. leben würde, wäre ich ein tobender Wahnsinniger. Die Filmindustrie saugt dich komplett auf", zitiert ihn der Fernsehsender Vox.

Seinen ersten bedeutenden Filmauftritt hatte Petersen als Polizist in Friedkins Action-Drama 'Leben und Sterben in L.A.' (1985), einem Klassiker der 80er Jahre. Die Verbrecherjagd als Obsession war auch das Motiv in Michael Manns Film 'Blutmond', der nach der Vorlage des Buches 'Roter Drache' entstand. 1986, als seine Karriere gerade so richtig begann, gründete Petersen eine eigene Produktionsgesellschaft und kehrte Hollywood den Rücken. Er trat nur noch selten in Großproduktionen auf und spielte stattdessen lieber in selbst produzierten Filmen und auf der Bühne. "Ich will keine Filme für Ruhm oder Geld machen. Wenn man nur oft genug nein sagt, wird man irgendwann nicht mehr gefragt."

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