DDR-Film mit Ex-"Echt"-Sänger Kim Frank Haußmanns Film "NVA" schwelgt nicht in Ostalgie

Bad Düben (rpo). Die "Fidel-Castro-Kaserne" gibt es nur im Film, Leander Haußmann hat sie für seinen Streifen "NVA" in die fiktive DDR-Szenerie der 80er Jahre eingerichtet. Der neueste Streich des Regisseurs und Intendanten hat für authentische Atmosphäre gesorgt. Ostalgie herrscht hier weniger.

Es ist heiß auf dem Gelände der Heidekaserne im sächsischen Bad Düben. Dabei sollte jetzt eigentlich Winter sein, zumindest laut Drehbuch. Eine Schautafel in der Film-Kaserne verkündet die Namen der Leistungsbesten des vergangenen Monats, auf großen Aufstellern vor dem Unterkunftsgebäude prangen Losungen wie "Höchste Leistung zur Erfüllung der Kampfaufgabe" und "Unser Gewehr ist des Friedens Gewähr". Und auf dem Appellplatz steht ein Panzer der Nationalen Volksarmee (NVA).

"Das sind hier alles Original-Requisiten, die uns Sammler zur Verfügung gestellt haben", sagt Sabine Steinmann vom Drehteam des neuen Films, der nach einem Buch von Thomas Brussig noch bis zum 2. September in Bad Düben gedreht wird.

Es geht um Henrik Heidler, der gemeinsam mit anderen jungen Männern seinen 18-monatigen Wehrdienst antreten muss. Er versucht im Gegensatz zu seinen Kameraden, die offen rebellieren, nirgendwo anzuecken und sich trotzdem treu zu bleiben. Als wäre das nicht genug, verliert Henrik seine Freundin, verliebt sich aber neu - ausgerechnet in die Tochter seines Majors.

Den Titelhelden spielt Kim Frank, bis dato Leadsänger der inzwischen getrennten Band "Echt". Es ist die erste Filmrolle des 22-Jährigen. Über Detlev Buck, der den Oberst spielt, wurde er mit Haußmann bekannt. "Dann habe ich drei Casting-Runden überstanden und hatte den Job", erzählt er. Für den Henrik Heidler hat er sich sogar von seinen langen Haaren getrennt.

Leander Haußmann ist begeistert von seinem Hauptdarsteller. "Ich habe ihn vor ein paar Jahren als Sänger gesehen und damals schon gedacht, der müsste mal vor die Kamera", erzählt der Regisseur. "Für 'NVA' brauchte ich jemanden mit einer starken romantischen Ausstrahlung, einen, vor dem der Offizier beim Appell unwillkürlich stehen bleiben muss." Ansonsten hat Haußmann auf das bewährte Konzept seines Kassenschlagers "Sonnenallee" gesetzt - frische, unverbrauchte Gesichter nach vorn, prominente Hochkaräter in Nebenrollen. So ist Katharina Thalbach als Krankenschwester zu sehen, Detlev Buck als Major Kalt.

Ansonsten haben "NVA" und der Film von 1999 wenig gemeinsam. "Das ist keine Fortsetzung oder so", sagt Kim Frank, der den neuen Film nicht als Ostalgie-Streifen verstanden wissen will. Der Regisseur sieht das auch so. "Die DDR ist ein Teil unserer Geschichte", sagt Leander Haußmann, der 1980 als Matrose seinen Dienst bei der NVA ableistete. "Wir befinden uns alle noch in der Verarbeitungsphase. Das hat doch nichts mit Ostalgie zu tun. Ich finde auch nicht, dass der Film ein Ost-Thema behandelt." Es gehe vielmehr um eine absurde Situation, in der Menschen versuchten, sich in einem uniformen System als Individuen zu behaupten.

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort