„Ghostbusters: Legacy“ Die Geisterjäger sind zurück

Der Filmhit aus dem Jahr 1984 bekommt eine weitere Fortsetzung. Jason Reitman inszeniert genau die richtige Mischung aus Hommage und Weiterdreh. Kein Wunder: Er ist der Sohn des Original-Regisseurs.

 Mckenna Grace (r.) als Phoebe und Logan Kim als Podcast.

Mckenna Grace (r.) als Phoebe und Logan Kim als Podcast.

Foto: dpa/-

Im Sommer 1984 kursierte ein Ohrwurm, vor dem es kein Entrinnen gab: „Who you gonna call? Ghostbusters!“ lautete der Refrain, der überall aus den Rundfunkgeräten tönte. In den Charts bewarb der eingängige Song Ivan Reitmans Fantasy-Geister-Komödie „Ghostbusters“, die in den Kinos weltweit unglaubliche 291 Millionen Dollar einspielte und dem gut gelaunten Spektakel seinerzeit einen Platz unter den zehn erfolgreichsten Filmen aller Zeiten sicherte.

Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson und Harold Ramis traten als Quartett mit okkulten, analogen Gerätschaften wie Protobeamern, Ecto-Glasern oder schuhkartongroßen Geisterfallen gegen übernatürliche Phantome ins Feld. Eine grundharmlose Geisterkomödie, die nur Gänsehaut, aber keine Alpträume verbreitete und vor allem durch die Interaktion der drei Hauptdarsteller ihr Kultpotenzial entfaltete. Die Spezialeffekte wirken aus heutiger Sicht putzig. Aber im vordigitalen Zeitalter war das der heißeste Kram, den man für ein Technik-Budget von vier Millionen Dollar auf die Leinwand zaubern konnte. Aber der Erfolg von „Ghostbuster“ ließ sich nicht duplizieren. Fünf Jahre später floppte ein Sequel an den Kinokassen dramatisch. Die Geister und ihre Jäger wurden in den Ruhestand geschickt, bis der Rechteinhaber Sony auf der Suche nach vermarktbaren Retrostoffen an der dicken Staubschicht kratzte.

Paul Feigs Remake schickte 2016 mit Melissa McCartey, Kirsten Wiig und Kate McKinnon ein weibliches Team auf Geisterjagd und nun folgt mit „Ghostbusters: Legacy“ eine weitere Wiederbelebung. Regie führt hier Jason Reitman, der als Sohn Ivan Reitmans das Familienunternehmen weiterzuführen versucht und den Stoff in die Gegenwart transportiert.

Als Callie (Carrie Coon) vom Tod ihres Vaters erfährt, hält sich die Trauer in Grenzen. Schließlich hatte der Mann vor langer Zeit Frau und Kind verlassen, um sich irgendwo im Nirgendwo allein auf einer Farm seinen wissenschaftlichen Experimenten zu widmen. Aber die alleinerziehende Mutter zweier Kinder ist pleite und hat gerade eine Räumungsklage bekommen. Und so geht es auf nach Summerville in Oklahoma, wo sie Haus und Hof als Erbe übernimmt.

„Drecksfarm“ nennen die Einwohner das Gehöft am Rande der Kleinstadt, die ihrerseits noch nicht ganz im 21. Jahrhundert angekommen zu sein scheint. Der Burger-Laden, in dem Sohnemann Trevor (Finn Wolfhard) einen Ferienjob antritt, hat schon bessere Zeiten gesehen. In den Sommerkursen, welche die 12-jährige Phoebe (Mckenna Grace) an der örtlichen Schule belegt, werden noch VHS-Videokassetten verwendet. Der Lehrer Aushilfslehrer Mr. Grooberson (Paul Rudd) zeigt den Kindern Horrorfilme aus den 80ern, während er sich im Hinterzimmer mit seismographischen Messungen beschäftigt.

Phoebe ist ein echter Wissenschafts-Nerd und freundet sich mit dem gleichaltrigen Podcast (Logan Kim) an, der mit Aufnahmegerät und Mikrophon Reportagen zu den vermeintlich übernatürlichen Ereignissen im Ort verfasst. Es dauert nicht lange, bis die beiden im Keller des Hauses die Apparaturen und Geisterjäger-Ausrüstung des Opas finden – und in Gebrauch nehmen. Der Verstorbene gehörte nämlich zum legendären Ghostbusters-Team in New York, bevor er sich nach Summerville aufmachte, wo er im nahegelegenen, stillgelegten Bergwerk eine Geisterverschwörung von apokalyptischen Ausmaßen entdeckte.

Mit genau der richtigen Mischung aus nostalgischer Hommage und inszenatorischer Frische gehen Regisseur Jason Reitman („Juno“) und Co-Drehbuchautor Gil Kenan („Monster House“) die Reanimation des Retro-Stoffes an. Die digitalen Effekte bleiben zurückgenommen und von der altmodischen Geisterfalle bis zum Dienstfahrzeug des 1959er Cadillac Miller-Meteor Sentinel wird die analoge Ausrüstung wieder in Gebrauch genommen.

Das Herz des Filmes sind jedoch die Kinderfiguren, die hier als ungewöhnlich differenzierte Charaktere angelegt sind und von den jungen Talenten mit treffsicherem Humor und Herzblut gespielt werden. Die junge Mckenna Grace ist hinreißend als nerdige Außenseiterin, die sich ihres atypischen Teenager-Selbsts bewusst ist, den Mitmenschen mit analytischer Emotionslosigkeit begegnet, aber in wissenschaftlichen Diskursen und der Geisterjagd vollkommen aufblüht.

Und am Ende kommen sogar noch Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson und Sigourney Weaver auf eine Stippvisite vorbei und geben dem lebendigen Retro-Spektakel ihren Segen.

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