"Ghost in the Shell" Maschine mit Fingerspitzengefühl

Scarlett Johansson erneuert in "Ghost in the Shell" das Superhelden-Genre.Im Reich der Superhelden kann von Gleichberechtigung keine Rede sein. Zwar wurde Scarlett Johansson in der Rolle der Black Widow als Quoten-Amazone ins "Avengers"-Team aufgenommen, aber im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen hat sie es im Marvel-Imperium nie zum eigenen Kino-Franchise gebracht.

Scarlett Johansson erneuert in "Ghost in the Shell" das Superhelden-Genre.

Im Reich der Superhelden kann von Gleichberechtigung keine Rede sein. Zwar wurde Scarlett Johansson in der Rolle der Black Widow als Quoten-Amazone ins "Avengers"-Team aufgenommen, aber im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen hat sie es im Marvel-Imperium nie zum eigenen Kino-Franchise gebracht. Auch unter den "X-Men" gibt es durchaus einige interessante Frauencharaktere. Wenn es jedoch um die Führungspositionen geht, bleibt man im Mutantenlager patriarchalen Stigmatisierungen treu.

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Nun kommt mit Rupert Sanders "Ghost in the Shell" endlich eine ernstzunehmende Superheldin als Hauptfigur auf die Leinwand. Die Story des Films beruht auf dem legendären japanischen Science-Fiction-Manga von Masamune Shirow und ist an der Grenze zwischen Mensch und Maschine angesiedelt. Major (Scarlett Johansson) ist ein humanoider Roboter, in den ein Menschenhirn eingepflanzt wurde. Und der Leiter der Firma "Hanka" macht gleich zu Beginn deutlich, dass Major für sein Unternehmen nicht als Mensch, sondern als Waffe angesehen wird.

So wird die Hightech-Dame zur Terroristenbekämpfung vom Verteidigungsministerium unter Vertrag genommen. Ein Unbekannter setzt Regierung und das "Hanka"-Firmenimperium unter Druck. Je näher sich Major an den Bösewicht heranarbeitet, umso deutlicher werden die Erinnerungsvisionen an ihre menschliche Vergangenheit.

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Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/Chris Pizzello

Anders als die männlichen Kollegen in der Superhelden-Branche, deren übernatürliche Kräfte zur Durchsetzung eigener ethischer Vorstellungen in Gebrauch genommen werden, ist Scarlett Johanssons Major eine Kampfmaschine, die allmählich ihre Seele entdeckt. Das Ringen zwischen Fremdprogrammierung und Selbstbestimmung ist der Grundkonflikt der Figur, der gerade in unserer kommunikationstechnisierten Gesellschaft breite metaphorische Spielräume eröffnet.

Johansson bringt die Coolness und Tiefe mit, um als Heroine im Comic-Universum zu bestehen. Sanders Metropolis ist kein dystopisch-düsterer Ort, sondern eine bunte, vielschichtige Welt mit einem leicht verregneten Grauschleier, in die man sich gerne hineinziehen lässt. Die städtebaulichen Visionen, die hier zusammengepixelt werden, sind ein Erlebnis für sich.

Mit diesem souveränen Erstauftritt seiner Superheldin ist "Ghost in the Shell" eine ernstzunehmende Konkurrenz zum männerdominierten Marvel-Universum.

The Ghost in the Shell, USA 2017, Regie: Rupert Sanders, mit Scarlett Johansson, Juliette Binoche, Takeshi Kitano, 120 Min.

(RP)
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