Hollywood ist nicht wichtig genug Franka ist "ein bisschen weiser geworden"

Hamburg (rpo). Berühmt wurde sie mit dem knallroten Wuschelkopf aus dem Erfolgsfilm "Lola rennt", danach zeigte sich Franka Potente abwechselnd brünett, blond, rot, mal mit langer Mähne, dann wieder mit Kurzhaarschnitt. Beim Thema Frisuren macht die Schauspielerin keiner was vor. Und ihr Leben ist mindestens genauso abwechslungsreich wie Farbe und Form ihres Haarschopfes.

Franka Potente
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Foto: AP

Viele Frauen legen sich erst bei einer Lebenskrise eine neue Frisur zu - als Potentes Krise kam, mussten härtere Maßnahmen her. Nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund, dem Regisseur Tom Tykwer, flüchtete sie statt zum Friseur gleich auf einen anderen Kontinent.

Das ist eineinhalb Jahre her. Die Krise scheint vorüber, Potente - mittlerweile blond und langhaarig - ist aus Los Angeles nach Deutschland zurückgekehrt. Übrigens ganz frisch verliebt: Erst kürzlich stellte sie ihren neuen Freund, den Berliner Fotografen Olaf Heine, der Öffentlichkeit vor. Und sie plaudert schon wieder ganz entspannt über ihr offensichtliches Lieblingsthema: "Ich hätte ja mal wieder Lust, mir die Haare rot zu färben", sinniert die 29-Jährige im Gespräch mit AP. Vorerst bekommt der Kinozuschauer sie aber im dunklen Naturton zu sehen, und zwar im Doppelpack. In dem deutschen Klondrama "Blueprint" (Kinostart: 1. Januar) spielt Potente gleichzeitig Mutter und Tochter.

Der Film erzählt die Geschichte des ersten menschlichen Klons. Pianistin Iris Sellin ist an Multipler Sklerose erkrankt, will aber ihr musikalisches Talent um jeden Preis erhalten und lässt sich deshalb klonen. Ihre Tochter Siri erfährt erst spät von ihrer fragwürdigen Herkunft und flüchtet als junge Frau auf der Suche nach ihrer Identität nach Kanada.

Potente entschied sich während der Dreharbeiten zu "Blueprint", in die USA zu gehen. Ein Zusammenhang zwischen ihr und Siri bestehe da aber nicht. "Das wäre ja zu einfach, wenn man einen Film dreht und denkt: Ach, was die macht, finde ich gut, das mache ich auch", betont sie. Schließlich habe sie kein Identitätsproblem gehabt, sondern einfach nur klären wollen: "Was ist denn jetzt los, wie geht's denn jetzt eigentlich weiter? Dafür wollte ich einfach ein bisschen Ruhe haben. Und die habe ich in Los Angeles vermutet und auch bekommen."

Die USA als "bittere Medizin"

Davon abgesehen hält sich Potentes Begeisterung über die "etwas schabrackige Metropole" und Amerika insgesamt aber in engen Grenzen. Sie habe dort eine Menge vermisst, "eigentlich alles, was mein Leben ausmacht und was ich brauche". Das gehe bis hin zu Banalitäten wie Vollkornbrot, betreffe aber vor allem "die unheimlich kurze Aufmerksamkeitsdauer" der Amerikaner. "Ständig wird alles mit Werbung unterbrochen", findet die Schauspielerin. "Alle Texte sind ganz kurz, groß gedruckt, kaum einer liest noch. Das kenne ich einfach anders, das brauche ich auch anders."

Der Aufenthalt in den USA sei für sie wie "eine bittere Medizin" gewesen, von der man wisse: "Das tut dir gut, auch wenn's nicht schmeckt." Trotz allem war der Umzug für Potente die richtige Entscheidung: "Ich hatte Sehnsucht nach Alltag, wollte einfach mal ein 'alltäglicher' Bürger sein, da wo mich keiner kennt." Grundlegend habe sie sich dort nicht verändert, aber "vielleicht bin ich ein bisschen weiser geworden in meiner eigenen kleinen Welt. Gelassener vielleicht."

Mittlerweile hat sie ihre Zelte in Amerika genauso schnell wieder abgebrochen, wie sie sie aufgebaut hat. Sie lebt vorerst aus Koffern, will sich aber möglichst bald eine Wohnung in Berlin suchen: "Es muss schon Berlin sein, ich mag Berlin so gerne." Die Stadt gebe ihr den Lebensraum, den sie brauche.

Rückkehr nach Europa hat nichts mit beruflichen Plänen zu tun

Potente legt Wert auf die Feststellung, dass ihre Rückkehr nichts mit ihren beruflichen Plänen zu tun hat. Seitdem sie in dem Hollywood-Film "Die Bourne-Identität" neben Matt Damon glänzte, gilt sie auch in den USA als anerkannte Schauspielerin. Mit dem neuerlichen Umzug mögen einige eine Abkehr von Hollywood verbinden, doch Potente lässt sich auf eine solche Polarisierung nicht ein. "Ich bin ja nicht wegen der Arbeit hingegangen. Deshalb gehe ich jetzt auch nicht wegen der Arbeit zurück." Wie zum Beweis beginnen im Januar in Indien die Dreharbeiten für den zweiten Teil der "Bourne-Identität".

Dabei ist Potente klar, dass es ihrer Karriere nützen könnte, in Hollywood vor Ort zu sein. "Aber dafür ist es mir vielleicht nicht wichtig genug", sagt sie schulterzuckend. Was bei den allermeisten Kollegen wie ein peinliches Lippenbekenntnis wirken würde, klingt bei ihr selbstverständlich: "Wenn mir dadurch das ein oder andere durch die Lappen geht, dann ist das ehrlich gesagt nicht so schlimm."

Das ist mindestens so sympathisch wie das Geständnis, an "Blueprint" habe nicht das Klonthema gereizt, sondern die Doppelrolle: "Ich wollte noch eine Hauptrolle spielen!", betont sie grinsend. Dazu gehört auch die mit Hilfe von Maskenbildnern gespielte Rolle der alternden Iris. Ob es denn nicht seltsam sei, sich selbst in 20 Jahren zu sehen? Franka Potente überlegt kurz, kommt dann zu dem Schluss: "Ich glaube, ich würde mir eine andere Frisur machen."

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