Metropol Düsseldorf wird umgebaut Das Kino der Zukunft

Düsseldorf · Erst Corona, dann Energiekrise – der Kulturbetrieb hat es nicht leicht. Erfindergeist und Innovation sind gefragt. Wie muss sich das Kino entwickeln, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben?

 Das Kino der Zukunft muss mit Events locken, so wie hier das Metropol-Kino im Rahmen der "Kino leuchtet"-Aktion.

Das Kino der Zukunft muss mit Events locken, so wie hier das Metropol-Kino im Rahmen der "Kino leuchtet"-Aktion.

Foto: Nico Elze

Die Corona-Jahre waren auch für das Kino einschneidend. Schließungen, Umrüstung auf aufwendige Lüftungsanlagen und Hygienemaßnahmen liegen hinter den Lichtspielhäusern. Aber das Kino verändert sich weiter. Es gilt, sich den Veränderungen in der Welt des Entertainment und des Konsums anzupassen. Ein Zeichen setzen dabei die Düsseldorfer Filmkunstkinos: Sie bauen das Metropol-Kino in der Bilker Brunnenstraße komplett um. Zwei weitere kleine Säle werden im ehemaligen Frühstücksraum des benachbarten Hotels Metropol geschaffen, ein Lesezimmer und ein Kino-Café sollen ebenfalls eingerichtet werden. Die alten Sitze, die 2006 aus dem Hamburger Ufa-Palast herausgerissen worden waren, fanden für lange Zeit eine neue Heimat in Düsseldorfs ältestem Kino – aber auch sie weichen nun einer neuen Bestuhlung.

Neue Sitze, neue Technik und ein völlig neu gestaltetes Foyer, neue Farben je Kinosaal und ganz viel Aufenthaltsqualität. Sieht so das Kino der Zukunft aus? Das Ziel ist „Kino und Kommunikation“, so der Leiter der Filmkunstkinos Kalle Somnitz. Miteinander über die Filme zu reden und das Gesehene zu verarbeiten, gehöre zur DNA der Filmkunstkinos. Eine Weiterentwicklung in diese Richtung sei am Ende auch eine wirtschaftliche Entscheidung.

„Der Umbau ist keine direkte Folge von Corona“, sagt Somnitz, vielmehr habe die Pandemie als Beschleuniger gewirkt. Auch im Kino habe eine Zeitenwende stattgefunden: Vor zehn Jahren habe es nur halb so viele Filme gegeben, sagt der Kino-Betreiber, aber ähnlich hohe Zuschauerzahlen. Wegen des größeren Angebots an Produktionen halten Somnitz und sein Team kleinere Säle, dafür in größerer Zahl für sinnvoll. „So schaffen wir Abspielmöglichkeiten auch für kleinere Filme“, so Somnitz.

Sebastian Riech, Theaterleiter des Ufa-Palastes in Düsseldorf, kann in seinem Kino keine weiteren Säle schaffen. Dort gibt es bereits 13 davon. Er verstehe, dass Programmkinos diesen Schritt wagten, bei großen Kinos wie dem seinen sieht er kleine Säle kritisch: „Jede Vorstellung kostet Geld – allein die Projektion und die Belüftung. Ich konzentriere mich auf meine Filme“, sagt er. Auch er bekomme mit, dass immer mehr Produktionen auf den Markt kämen, vor Ferien sogar geballt. „Das monieren wir als Kino oft“, sagt Riech, der keinen Einfluss auf die Starttermine hat, aber zu 100 Prozent abhängig von guten Angeboten ist – „Der Kinogast will das ganze Jahr über gute Unterhaltung“. Deutlich mehr Filme würden daher auch deutlich kürzere Spielzeiten bedeuten, eine Schnelllebigkeit entstehe, der sich das Kino anpassen muss. Im Jahr würden rund 600 Filme starten. Auf 52 Wochen verteilt bleibe da nicht viel Zeit. „Wir lehnen sehr viel ab“, sagt Riech.

Der Unterschied zu Programmkinos wie dem Metropol ist aber noch weitergehend. In großen Kinos würde technische Aufrüstung nicht viel nützen, sagt Riech – den Besuchern würde das größtenteils gar nicht auffallen. Auch die Aufenthaltsqualität außerhalb des Saals sei nicht ausschlaggebend. „Wir haben gelernt: Der Gast will nach dem Film das Kino verlassen.“ Zudem würden Tickets häufiger online gekauft. Durch Corona sind die Online-Ticketverkäufe in Sebastian Riechs Ufa-Palast auf über die Hälfte angestiegen. Eine Entwicklung, die er in der Zukunft fördern möchte.

Die Filmkunstkinos, zu denen neben dem Metropol auch das Atelier, das Bambi, das Cinema und das Souterrain zählen, sehen hingegen in der Umstrukturierung und der Erweiterung des Metropol auch eine rentable Lösung. Während der Energiekrise sind auch hier die Kosten drastisch gestiegen, die Steigerung der Lohn- und Stromkosten ist irgendwann aber nicht mehr auf die Eintrittspreise übertragbar. So würden sie ein größeres Angebot schaffen, sagt Kalle Somnitz: „Es gibt so viele tolle Filme, die will ich alle zeigen.“ Die Umbauarbeiten sind seit Mittwoch, 15. März, im vollen Gang, im Sommer ist die Wiedereröffnung geplant. Dann können zwei weitere Filme starten.

Aber was bringen all die neuen Kinosäle, wenn man Filme auch bequem zu Hause schauen kann? „Streaming ist für uns keine Konkurrenz“, weiß Somnitz. Das sei eine „ganz andere Freizeitbetätigung“ und ein unterschiedliches Erlebnis: „Wenn man einen Film im TV sieht, hat man ihn gesehen. Wenn man den Film im Kino sieht, hat man ihn erlebt.“ Zu solchen Kino-Erlebnissen gehören dann auch besondere Aktionen, Besuche von Regisseuren oder Schauspielern, gemeinsame Besprechungen und Premieren.

Im Ufa-Palast zeigen die Veranstalter viele indische Filme, Anime aus Japan, sie veranstalten Premieren. Die seien sehr beliebt, sagt Sebastian Riech, zögen aber lediglich eine sehr spezielle Zielgruppe an. So würde man aber gelegentlich die Zielgruppen wieder ins Kino bekommen, die in den vergangenen Jahren den Gang ins Kino gemieden haben. Auch Kalle Somnitz hat nach Corona den Eindruck, „dass die Leute uns vergessen haben“. Zwar kommen sie zurück – insbesondere bei Aktivitäten im Kino – aber das dauert.

Während Kino-Ketten in Zukunft sehr abhängig vom Programm und der Filmindustrie sind, bleibt den Filmkunstkinos immerhin ihr Erfindergeist. Alle Kinobetreiber haben indes dasselbe Ziel: Die Besucher wieder in die Kinos zu locken.

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