„The King's Man“ Wenn britische Agenten mit Rasputin tanzen

Die überdrehte Comicverfilmung „Kingsman: The Secret Service“ war 2014 ein Überraschungshit. In der Fortsetzung erzählt Regisseur Matthew Vaughn die Vorgeschichte. Auch deutsche Stars sind dabei.

 Ralph Fiennes in „The King’s Man“.

Ralph Fiennes in „The King’s Man“.

Foto: dpa/-

Von Philip Dethlefs
(dpa) Ein elitärer Geheimdienst, der sich hinter einem feinen Schneidergeschäft in Londons berühmter Savile Row verbirgt, stand im Mittelpunkt des bunten Actionspektakels „Kingsman: The Secret Service“. Die überdrehte Comicverfilmung von Regisseur Matthew Vaughn mit Taron Egerton, Colin Firth und Samuel L. Jackson war 2014 ein Überraschungshit. Die starbesetzte Fortsetzung von 2017 mit Channing Tatum, Julianne Moore, Halle Berry und Jeff Bridges kam nicht ganz so gut an. Nun bringt Vaughn die Vorgeschichte mit einer ganz neuen Besetzung ins Kino. Nach achtmaliger Corona-Verschiebung startet „The King‘s Man – The Beginning“.

Ralph Fiennes, der gerade noch als James Bonds Chef M in „Keine Zeit zu sterben“ im Kino zu sehen war und einst selbst als potenzieller 007 galt, spielt nun endlich die Agenten-Hauptrolle. Er ist der Duke of Oxford, ein reicher englischer Aristokrat. Kurz vor dem Tod seiner Frau hat er ihr versprochen, dass der gemeinsame Sohn Conrad keinen Krieg erleben soll. Doch Jahre später werden Oxford und Conrad (Harris Dickinson) vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs in eine Verschwörung verwickelt.

Wie von anderen „Kingsman“-Filmen gewohnt, geht es auch im Prequel ziemlich blutig und mitunter etwas unappetitlich zu – die Altersfreigabe ab 12 verwundert da etwas. Die kuriose und mitunter verworrene Story kombiniert Comic-Fiktion mit historischen Ereignissen und Personen. Dabei nehmen sich Vaughn und sein Co-Autor, der frühere „Stranger Things“-Showrummer Karl Gajdusek, viele künstlerische Freiheiten, was durchaus amüsant ist.

Dazu zählt Oxfords Begegnung mit dem russischen Mönch und Wanderprediger Rasputin (grandios: Rhys Ifans). Weil er als Mitglied einer mysteriösen Terrororganisation den russischen Zar Nikolaus II. manipuliert, soll Rasputin mit einem vergifteten Kuchen getötet werden. Etwas Ähnliches soll auch dem sagenumwobene echten Rasputin widerfahren sein. Allerdings hatte er wohl einen starken Magen. Kampf- und Tanzszenen, unterlegt mit dem russischen Volksklassiker „Kalinka“, gehören zu den Höhepunkten des temporeichen Films.

Wie die beiden anderen „Kingsman“-Teile lebt auch „The King‘s Man“ von seiner starken Besetzung. Ex-Bond-Girl Gemma Arterton und Djimon Hounsou sind Orlandos Verbündete. Außerdem sind mehrere deutsche Stars dabei. Daniel Brühl glänzt als Jan Erik Hanussen, der Kaiser Wilhelm beeinflusst. Hanussen war ein berühmter Hochstapler, der trotz jüdischer Wurzeln später mit den Nationalsozialisten kooperierte. August Diehl spielt den russischen Revolutionsführer Lenin, natürlich ein Schurke. Alexandra Maria Lara ist in einer kleinen Rolle zu sehen. Und einen sehr speziellen Kurzauftritt, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt, hat David Kross. Es lohnt sich, beim Abspann im Kinosessel sitzen zu bleiben.

Einziges Manko ist ein krasser atmosphärischer Bruch zur Halbzeit. Da wird das amüsante Actionspektakel auf einmal zum Kriegsdrama mit einigen schwer verdaulichen Szenen, die an Sam Mendes‘ „1917“ und Steven Spielbergs „Der Soldat James Ryan“ erinnern. Diese rund 15 deprimierenden Minuten passen überhaupt nicht zum unterhaltsamen Rest von „The King‘s Man“.

Hat man dieses Intermezzo überstanden, geht es allerdings munter weiter bis zu einem actionreichen Finale, das James-Bond-Fans an den Film „In tödlicher Mission“ erinnern wird. Mit diesem Prequel ist es Matthew Vaugh gelungen, seiner „Kingsman“-Reihe neuen Schwung zu geben.

(dpa)
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