„The Dead Don’t Die“ Charmante Zombiejagd

 Jim Jarmusch versammelt in „The Dead Don’t Die“ seine Lieblingsschauspieler.

 Bill Murray (v.l.), Chloe Sevigny und Adam Driver in „The Dead Don‘t Die.“

Bill Murray (v.l.), Chloe Sevigny und Adam Driver in „The Dead Don‘t Die.“

Foto: AP/Abbot Genser

(dpa) Jim Jarmusch gehört zu den bekanntesten Independentregisseuren der USA, und trotz einer unverkennbaren Handschrift erfindet er sich mit jedem Film neu. Nun trommelte Jarmusch wieder viele seiner Stamm-Schauspieler zusammen und betritt erneut ein ihm unbekanntes Terrain – „The Dead Don’t Die“ ist seine Version einer Zombie-Komödie.

Bill Murray, Chloë Sevigny und „Star Wars“-Star Adam Driver spielen Polizisten in dem verschlafenen Ort Centerville. 700 Menschen leben dort, jeder kennt jeden. Das größte Problem der Polizisten scheint zunächst zu sein, dass Farmer Miller (Steve Buscemi) den im Wald lebenden Einsiedler Bob (Tom Waits) beschuldigt, eines seiner Hühner gestohlen zu haben.

Dann aber bleiben die Uhren stehen, die Handys haben keinen Empfang – und eines Nachts stehen die ersten Toten vom Friedhof wieder auf. Iggy Pop und Jarmuschs Partnerin Sara Driver wanken als Zombies zielstrebig ins nächste Diner, töten die Angestellten und machen sich schließlich über den Kaffee her.

Jarmusch lässt sich Zeit, seine Geschichte zu entwickeln. Hier gibt es keine omnipräsenten Fernseh-Sondersendungen oder Eilmeldungen auf dem Handy, die die Menschen in Centerville in Alarmbereitschaft versetzen. Wie schon in Jarmuschs früheren Werken existieren digitale Medien fast nicht, weswegen auch die Welt in „The Dead Don’t Die“ sehr analog wirkt. Erst durch die überregionale Zeitung, die am nächsten Tag geliefert wird, wird der Zusammenhang dieser Katastrophe klar: Durch Fracking an den Polen hat sich die Erdachse verschoben und bringt alles aus dem Gleichgewicht.

Schon andere Zombie-Filme wie die von George Romero konnten als Gesellschaftskritik verstanden werden. Und auch Jarmusch verfolgt einen ähnlichen Ansatz: Seine Zombies sehnen sich vor allem nach dem, was ihnen schon zu Lebzeiten am Wichtigsten war. Bei Iggy Pop ist das eben Kaffee (eine hübsche Hommage an Jarmuschs eigenen Kurzfilm „Coffee und Cigarettes“ mit Iggy Pop und Tom Waits), bei anderen sind deutlich materialistischere Dinge das begehrte Ziel. Sie wanken mit Handys durch die Straßen oder durchwühlen die Auslagen in Geschäften.

Nicht jeder Witz zündet, manche Dialoge wirken etwas wenig pointiert. Doch wenn man sich einlässt auf dieses Tempo, entwickelt „The Dead Don’t Die“ einen eigenen Reiz. Schließlich baut Jarmusch immer wieder hübsche Ideen ein: Tilda Swinton etwa gibt die schottische Bestatterin des Ortes, die sich dank ihrer asiatischen Kampfkunst bestens gegen die Untoten wehren kann. Mit „The Dead Don’t Die“ kann Jarmusch dem Genre durchaus etwas Eigenes hinzufügen.

The Dead Don‘t Die, USA, Schweden 2019 – Regie: Jim Jarmusch, mit Bill Murray, Adam Driver, Steve Buscemi, Tilda Swinton, Chloë Sevigny, Tom Waits, Iggy Pop, 103 Min.

(dpa)
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