Klassiker im neuen Gewand Altbackene Neuauflage

„Ruf der Wildnis“ wurde erneut verfilmt. Das Ergebnis sieht immerhin gut aus.

(dpa) Ein Hund, eine weite Reise und eine ebenso faszinierende wie bedrohliche Wildnis: Der Jack-London-Klassiker „Ruf der Wildnis“ kommt 85 Jahre nach der Schwarz-Weiß-Version mit Clark Gable wieder ins Kino. Die Produktion zeigt vor allem, wie eklatant sich die Filmtechnik seither verändert hat.

Hauptfigur Buck ist in der modernen Version ein weitgehend computeranimierter Riesen-Hund, der ein ziemlich menschliches Verhalten an den Tag legen kann. Der Bernhardiner-Schäferhund-Mischling führt im warmen Kalifornien ein glückliches Leben als Hund einer wohlhabenden Familie, die ihn nach Strich und Faden verwöhnt – bis Buck einmal zu weit geht und beim Familienfest die reich gedeckte Tafel zerlegt. Dafür bekommt er die Quittung: Er muss die Nacht auf der Veranda verbringen und gerät dort in die Fänge eines skrupellosen Hundefängers, der ihn als Schlittenhund in den hohen Norden verkauft, in eine Region im Goldrausch des späten 19. Jahrhunderts.

Dort sieht Buck zum ersten Mal Schnee und läuft auch zum ersten Mal John Thornton (Harrison Ford) über den Weg. Eine schicksalhafte Begegnung, wie sich später herausstellen soll. Aber vorher wird Buck noch Teil der Schlittenhund-Gang des Postboten Perrault (Omar Sy), die durch die verschneite Wildnis hetzen, um die Briefe rechtzeitig ins Goldschürfer-Dorf am Fluss Klondike zu bringen.

 Um diese Geschichte zu erzählen, begibt Regisseur Chris Sanders sich aber auf sehr ausgetretene Pfade. Denn bis auf die Technik ist an diesem Film, dessen Vorlage Jack London im Jahr 1903 nach seinen eigenen Erlebnissen im eisigen Alaska schrieb, überhaupt gar nichts modern. So pathetisch, kitschig und altbacken kommt er daher, dass er eher in die 1940er Jahre passen würde als in die beginnenden 20er des neuen Jahrtausends.

Seine Disney-Herkunft merkt man dem Film an, nur nicht auf die beste Weise. Selbst wenn der Film humorvoll sein will, zeigt er einen Humor aus vergangener Zeit – oder aus Kinderfilmen. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich hat Sanders in der Vergangenheit vor allem für Zeichentrick-Filme gearbeitet. Für Disney-Klassiker wie „König der Löwen“ und „Die Schöne und das Biest“ zum Beispiel. Außerdem gilt er als Erfinder von „Lilo & Stitch“. Einer seiner jüngsten Filme ist „Drachenzähmen leicht gemacht“.

Ruf der Wildnis, USA 2020 – Regie: Chris Sanders, mit Harrison Ford, Dan Stevens, Karen Gillan, 105 Min.

(dpa)
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