„Godzilla vs. Kong“ Sinnloser Bombast vom Feinsten

Das Aufeinandertreffen der Supermonster ist ein bestens animiertes Schlachtengmälde. Imposante Bilder und extremer Sound machen den Kinobesuch zur sinnlichen Erfahrung.

 Kaylee Hottle als Jia in einer Szene des Films "Godzilla vs. Kong".

Kaylee Hottle als Jia in einer Szene des Films "Godzilla vs. Kong".

Foto: dpa/-

Morgens in den ersten Sonnenstrahlen zu tropischem Vogelgezwitscher aufwachen, den muskulösen Körper strecken, die behaarte Brust kratzen und zum Duschen ab unter den Wasserfall – so lässt man sich das Leben als Riesengorilla gefallen. Aber das Paradies, in dem King Kong lebt, ist nicht echt. Wie einst Jim Carrey in Peter Weirs „Truman Show“ ist auch der gigantische Affe der Gefangene einer abgeschotteten Idylle, in der die Menschen das Tier unter Verschluss und Beobachtung halten.

Die Biologin Ilene Andrews (Rebecca Hall) hat sich für die friedliche Koexistenz von Mensch und Monster eingesetzt und betreut Kong in seinem Reservat auf Skull Island. Aber auch die Gorilla-Flüsterin muss erkennen, dass das einsame Leben in artgerechter Gefangenschaft für den obersten Primaten keine Perspektive bietet. Und so willigt sie in eine Exkursion ein, die Kong zusammen mit einer Forschergruppe zu seinem eigentlichen Habitat weit unter der Erdoberfläche führen soll. Dort regierte er einst als König die Monsterwelt.

Mit klaren Referenzen an Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ setzt Regisseur Adam Wingard seinen „Godzilla vs. Kong“ in Szene. Die fantastische unterirdische Welt, die sich an der Schnittstelle zwischen den Erdhälften effektvoll spiegelt, ist für Genre-Fans ein echter Hingucker, aber leider nur eine kurze Station auf dem Weg zur versprochenen Konfrontation der beiden Supermonster.

Der Film versteht sich als Teil eines Franchises, das die Warner-Studios in aller Bescheidenheit das „MonsterVerse“ getauft haben. Der erste „Godzilla“ (2014) und „Kong: Skull Island“ (2017) generierten beträchtliche Betriebseinnahmen, aber die letzte Folge „Godzilla: King of Monsters“ (2019) spielte gerade einmal seine Produktionskosten wieder ein. Und so versucht man nun mit dem Aufeinandertreffen der beiden überdimensionalen Stars das postpandemische Publikum ins Kino zu locken.

Wie seine Vorgänger erstrahlt auch „Godzilla vs Kong“ in Glanz eines überfinanzierten B-Movies, das seine Ressourcen großzügig in digitale Schlachtengemälde und detailgenaue Monsteranimationen pumpt. Obwohl mit Rebecca Hall als Jane-Goodall-Wiedergängerin, Alexander Skarsgård in der Rolle des verrückten Professors und Demián Bichir als weltmachtgeile Schurkenfigur kompetentes Fachpersonal angeheuert wurde, spielen die Humancharaktere hier nur die zweite Geige. Auch auf eine metaphorische Aufladung der historischen King Kong- und Godzilla-Figuren wurde großzügig verzichtet.

Wingard („Blair Witch“) setzt voll und ganz auf geballte Monsterkraft und imposante Kinobilder. Mit Erfolg. In dem ersten Zusammentreffen auf hoher See zerbersten Flugzeugträger mit technischer Perfektion, fechten die überdimensionalen Kontrahenten über und unter Wasser einen detailgenau choreografierten Zweikampf aus. Auch das Finale, in dem die neonbunten Hochhauslandschaften Hongkongs fantasiereich zerlegt werden, kann sich sehen lassen. Dazu lässt der dröhnende Soundtrack alle Knochen des Publikums vibrieren, wie man es im Heimkino mit dem besten Soundsystem nicht hinbekommen könnte.

Feinster, hirnloser Kino-Bombast, der in China und den USA bereits zahlungswillige Massen scharenweise vor die große Leinwand lockte.

Godzilla vs Kong, USA 2020 – Regie: Adam Wingard, mit Rebecca Hall, Alexander Skarsgård und Demián Bichir, 113 Minuten, FSK 12 *** drei Sterne

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort