Peter Simonischek als Dirigent Musik als Mittel gegen den Hass

„Crescendo“ beleuchtet den Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis.

Peter Simonischek als Dirigent Eduard Sporck.

Peter Simonischek als Dirigent Eduard Sporck.

Foto: dpa/Oliver Oppitz

(dpa) Die Orchesterprobe artet zu einer tumultartigen Kraftprobe aus. Es fliegen anfangs die Fetzen, als die jungen Juden und Araber versuchen, ein Konzert zu geben. Im Film „Crescendo #makemusicnotwar“ ist der tief verwurzelte Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis Ausgangspunkt einer Geschichte über die versöhnende Kraft der Musik. Der Österreicher Peter Simonischek („Toni Erdmann“) wirkt als seelenvoller und strenger Dirigent eines eigens zusammengestellten Jugend-Orchesters, das begleitend zu Friedensverhandlungen in den Bergen Südtirols aufspielen soll. Die meisten Schauspieler sind Laien. Das macht den Film umso authentischer.

Das Werk vom Israeli Dror Zahavi will zeigen, was möglich ist, wenn Feindbilder verschwinden. „Riskieren Sie fünf Tage lang anzunehmen, dass Ihr Feind keine bösen Absichten hat“, appelliert Dirigent Eduard Sporck (Simonischek) an seine Eleven aus Palästina und Tel Aviv. Schwer genug. Erst Schrei- und Gruppentherapie, ein Rollentausch („Welcher Palästinenser möchte eine Kippa tragen?“) und persönliche Bekenntnisse führen bei den meisten jungen Musikern dazu, dass der Hass einer Annäherung nicht mehr im Weg zu stehen scheint.

Schlüsselszene ist der Moment, als Sporck von seiner eigenen Geschichte erzählt: Als Sohn von Ärzten, die im Konzentrationslager Birkenau die Tötung von Tausenden Juden zu verantworten hatten, habe er die Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden für unmöglich gehalten. Das Verhältnis von Deutschland und Israel als Hoffnungszeichen für anscheinend Unlösbares in Nahost?

Der Alltag im Palästinensergebiet mit ihren von selbstherrlichen israelischen Soldaten besetzten Checkpoints ist geprägt von tiefem Misstrauen, Vorurteilen und den Narben in den Familiengeschichten. „Sie kommen mit Panzern und sie spielt mit denen Geige“, ist die Mutter der Violinistin Layla aus Palästina fast verzweifelt über die Ambitionen ihrer Tochter.

Die Eltern-Generation ist es auch, die mit ihren zornigen Ansichten den Film ins Tragische kippen lässt. Die Liebe zwischen dem jungen Palästinenser Omar und der Jüdin Shira darf es einfach nicht geben. Eine Haltung, wie aus einem Roman aus dem 19. Jahrhundert. Am Ende des berührenden Films ahnt das Publikum mehr denn je: Zuhören, Kommunikation, Empathie ist der Kern gelingender Orchestermusik und einer friedlicheren Welt.

Crescendo, BRD 2019 – Regie: Dror Zahavi, mit Peter Simonischek, Bibiana Beglau, Daniel Donskoy, Sabrina Amali, Mehdi Meskar, 112 Min.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort