"Vincent will Meer" ist bester Film des Jahres Filmakademie lobt Eichinger-Preis aus

Berlin (RPO). Bei der Gala zum 61. Deutschen Filmpreis ist das Roadmovie "Vincent will Meer" von Ralf Huettner zum besten Film des Jahres gewählt worden. In Gedenken an den im Januar überraschend gestorbenen Produzenten Bernd Eichinger lobte die Deutsche Filmakademie einen neuen Preis aus, der im kommenden Jahr erstmals vergeben werden soll.

Eine zweite Lola erhielt der Film "Vincent will Meer" am Freitagabend für den besten Hauptdarsteller: Florian David Fitz wurde für seine Rolle als ein am Tourette-Syndrom erkrankter junger Mann ausgezeichnet.

Insgesamt wurde der mit knapp 2,9 Millionen Euro höchstdotierte deutsche Kulturpreis vor rund 1.800 Zuschauern im Friedrichstadtpalast in 16 Kategorien vergeben.

Zur besten Schauspielerin wurde Sophie Rois für ihre Rolle in Tom Tykwers erotischem Beziehungsdrama "Drei" gewählt. Tykwer wurde für diesen Film auch als bester Regisseur ausgezeichnet. In der Königskategorie "Bester Film" ging er allerdings leer aus.

Der Siegerfilm erzählt die Geschichte von Vincent, der nach dem Tod seiner Mutter von seinem Vater in eine Fachklinik eingeliefert wird, wo er ein magersüchtiges Mädchen und einen Zwangsneurotiker trifft. Die drei fliehen aus der Klinik, klauen ein Auto und reisen ans Meer.

Vier Lolas an "Poll"

Mit Filmpreisen in Silber und Bronze wurden die Einwanderer-Komödie "Almanya - Willkommen in Deutschland" von Yasemin Samdereli und das RAF-Drama "Wer wenn nicht wir" von Andres Veiel ausgezeichnet. Gleich vier der begehrten Trophäen gingen an Chris Kraus' Historienepos "Poll" - allerdings in Nebenkategorien.

In diesem Jahr hatte es keinen eindeutigen Favoriten gegeben: Tykwer war mit "Drei" sechs Mal nominiert, gleich dahinter folgten mit je fünf Nominierungen Andres Veiels RAF-Drama "Wer wenn nicht wir" und "Vincent will Meer". Im vergangenen Jahr war die Sache eindeutiger: Mit Michael Hanekes Drama "Das weiße Band" setzte sich der große Favorit durch und räumte in zehn Kategorien die begehrten Trophäen ab.

Eichinger-Preis alle drei Jahre

Der im Januar in Los Angeles an einem Herzinfarkt gestorbene Eichinger, der zu den Gründungsvätern der Filmakademie zählt, stand im Mittelpunkt des Abends. Akademie-Präsidentin Iris Berben sagte, Eichinger fehle unglaublich, als Filmemacher, aber auch als Freund. Künftig sollten alle drei Jahre Teams mit dem Bernd-Eichinger-Preis geehrt werden, die Filme in seinem Sinne machten.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) würdigte Eichinger als "beherzten und sensiblen Ausnahmeproduzenten mit einer brennenden Leidenschaft für den deutschen Film". Mit dessen Tod "verloren wir eine Legende des deutschen Films". Eichinger war im letzten Jahr beim Filmpreis mit einer Lola für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden.

Den diesjährigen Ehrenpreis erhielt der 80-jährige Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase für hervorragende Verdienste um den deutschen Film. Er sagte, er schreibe eine Mischung aus Poesie und Gebrauchsanweisung. Er versuche die Zuschauer für Nachbarn zu halten, die er nicht langweilen wolle.

Moderiert wurde die Gala erneut von Barbara Schöneberger, die gut gelaunt und launig durch den Abend führte - und drei verschiedene Kleider präsentierte.

Anders als bei der Osacar-Verleihung wird an Nominierte und Sieger beim Deutschen Filmpreis reichlich steuerfinanziertes Geld ausgeschüttet: Eine Nominierung in der Kategorie "Bester Spielfilm" bringt 250.000 Euro, in den Sparten Kinder- und Dokumentarfilm 125.000 beziehungsweise 100.000 Euro. Die Gewinner kassieren den gleichen Betrag noch einmal.

Der erste Filmpreis wurde 1951 vergeben: Damals räumte der Erich-Kästner-Klassiker "Das doppelte Lottchen" in allen Kategorien ab.

(apd/pes-)
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