Film „Es ist nur eine Phase, Hase“ Schlaffis bei der Selbstfindung

In „Es ist nur eine Phase, Hase“ geraten Christiane Paul und Christoph Maria Herbst als gutsituiertes, aber ausgelaugtes Ehepaar in eine Sinnkrise

 Christoph Maria Herbst als Paul in einer Szene des Films „Es ist nur eine Phase Hase".

Christoph Maria Herbst als Paul in einer Szene des Films „Es ist nur eine Phase Hase".

Foto: dpa/-

Die Luft ist raus. Das Traumpaar Paul (Christoph Maria Herbst) und Emilia (Christiane Paul), beide Ende 40, lebt routiniert seinen Alltag mit drei Kindern. Er ist Autor einiger erfolgreicher Bücher über die Generation Golf, sie jobbt als Synchronsprecherin für Telenovelas.

Wo ist das Spontane, Überraschende geblieben? Das fragt Emilia scheinbar aus heiterem Himmel ihren Mann. So hat sie sich das nicht vorgestellt. Da muss es noch mehr geben, stellt sie fest und erklärt ihrem überrumpelten Partner, dass sie eine Auszeit von der Ehe will. Während seine Frau ihre neue Freiheit auskostet und sich in Ruben einen jungen Lover angelt, gerät Paul, der das anfangs nur für eine Phase hielt, in eine Sinnkrise.

Pauls Freunde Theo (Jürgen Vogel) und Jonathan (Peter Jordan) sind mit ihren Ratschlägen zum Thema Midlife-Crisis keine echte Hilfe. Bei ihnen dreht sich alles um Sex. Besonders Theo ist überzeugt: Viel hilft viel – und je jünger die Freundin, desto besser fürs Ego.

Als sein Verleger (Ulrich Tukur) das neue Manuskript ablehnt, greift Paul zu Antidepressiva und bandelt mit der jungen Lehrerin seiner Teenagertochter Fe an, die gerne Selfies nach dem Sex postet. Der Ärger ist damit programmiert.

Mit ihrem 2018 erschienen Buch „Es ist nur eine Phase, Hase“ trafen Maxim Leo und Jochen-Martin Gutsch den Nerv einer ganzen Generation. Die fand sich in der Sinnkrise von Paul und Emilia wieder. Denn die beiden sind gewissermaßen der Prototyp der Babyboomer. Sie haben viel erreicht. Mit ihren Jobs können sie sich eine schöne Wohnung leisten und ihre kleine Familie ernähren. Trotzdem ist da die bohrende Frage: War das schon alles? Doch während Emilia sie offen ausspricht und als Antwort darauf, Konsequenzen zieht, ist Paul viel mehr damit beschäftigt, die warnende Stimme in seinem Kopf zu überhören.

Eigentlich hat Oscar-Preisträger Florian Gallenberger („John Rabe“) alles richtig gemacht. Er hat einen Bestseller fürs Kino adaptiert und ist bei der Besetzung kein Risiko eingegangen. Denn neben den Publikumslieblingen Christiane Paul und Christoph Maria Herbst in den Hauptrollen, sind Jürgen Vogel, Ulrich Tukur, Peter Jordan und Bettina Lamprecht zu sehen.

Aber mit Komödien ist es immer so eine Sache. Für die einen sind sie zu platt, für andere zu übertrieben. „Es ist nur eine Phase, Hase“ liegt irgendwo dazwischen. Der Film bietet solide gemachte Unterhaltung für die Generation Golf, die sich in vielen Szenen wiedererkennen wird. Leider bedient er, wie schon die Autoren der Buchvorlage, so manches Klischee über schlaffe Haut, Potenzstörungen und Menopause. Das vermittelt den Eindruck, als würden sich die 40- bis 50-Jährigen mit nichts anderem herumschlagen müssen. Damit hat der Filmemacher leider auch die Chance verschenkt, der im Titel beschworenen Phase der Forty- und Fifty-Somethings neue überraschende Aspekte hinzuzufügen.

Gallenberger gelingt meistens die Gratwanderung zwischen Wortwitz und Situationskomik, schrammt nur hin und wieder am überflüssigen Klamauk vorbei. Allein beim Timing mancher zu lang geratener Szenen bleibt noch Luft nach oben. Wenn Paul auf der Feier zum 50sten einer Freundin einfach mal ausspricht, was viele denken und damit endlich auf den Punkt bringt, worum es eigentlich bei einer Midlife-Crisis geht, verschenkt Gallenberger den Effekt, indem er Christoph Maria Herbst eine Art Slapstick Einlage ins Drehbuch geschrieben hat. Das wirkt so, als traue er seinem Publikum nicht zu, sich trotzdem unterhalten zu fühlen. Schade. Weniger wäre da mehr gewesen.

 „Es ist nur eine Phase, Hase“ (Deutschland 2021); R: Florian Gallenberger, mit Christiane Paul, Christoph Maria Herbst, Jürgen Vogel, Ulrich Tukur

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