Erster deutscher 3D-Film "Konferenz der Tiere" Eine ziemlich platte Moralkeule in 3D

Frankfurt/Main (RPO). Der erste deutsche 3D-Film hat sich an einer berühmten Vorlage versucht: Die nach Erich Kästners Buch verfilmte "Konferenz der Tiere" macht dabei technisch richtig was her. Stampeden, rasante Flüge, süße Tiere. Inhaltlich wird aus 3D jedoch 1D. Botschaft: Menschen sind total doofe Umweltsünder.

"Konferenz der Tiere" - deutscher Zeichentrick in 3D
15 Bilder

"Konferenz der Tiere" - deutscher Zeichentrick in 3D

15 Bilder

Die graue Eminenz der Savanne, Elefantenkuh Angie (!) furcht sorgenvoll die Stirn. Wo bleibt das Wasser? Längst hätte es durch die Schlucht fließen müssen, um die Wüste wie jedes Jahr in einen Garten Eden, das Okavango-Delta, zu verwandeln. Deshalb geht im ersten deutschen 3D-Film "Konferenz der Tiere" Erdmännchen Billy mit Vegetarier-Löwe Sokrates auf die Suche nach dem kostbaren Nass.

Verantwortlich für ihre Misere sind - wer sonst? - die Menschen. Sie haben für ein Luxushotel den Fluss gestaut. Sie sind auch daran schuld, dass das Eis der Arktis schmilzt und Eisbär Sushi auf einer abgebrochenen Scholle aufs Meer treibt. Und sind schuld an einer Feuersbrunst im australischen Busch, deren Flammen Känguruh Toby und der Tasmanische Teufel Smiley gerade noch entkommen.

Daneben flüchtet ein uraltes Schildkrötenpärchen vor einer Ölpest, und Hahn Charles, der in einer Schiffskombüse zu Coq au vin verarbeitet werden soll, hüpft dem Koch von der Klinge. Die Truppe trifft sich in einer Badewanne auf dem Ozean und gelangt von dort ins Okavango-Delta.

Das Öko-Märchen ist von Erich Kästners klassischer, 1969 verfilmter Fabel inspiriert. Ging es in der damaligen Kalte-Kriegs-Zeit um Abrüstung, so ist nun die Umwelt im weitesten Sinne das Thema.

Technisch braucht sich dieser erste deutsche 3D-Film nicht zu verstecken; es gibt rasante Flüge, eindrucksvolle Nashörner- und Büffelstampeden, glitzernde Meere und lustiges Viehzeug mit feuchten Augen. Inhaltlich wird die ganz große Moralkeule ausgepackt, auf dass auch die Allerkleinsten die Botschaft verstehen: Menschen sind total doofe Umweltsünder. Wer mal wieder eine Bußpredigt benötigt, braucht also nur ins Kino seines Vertrauens zu gehen.

Wenn Eisbären nach Afrika flüchten

Die Litanei, die Erwachsene, sofern sie nicht Masochisten sind, auf Dauer nerven dürfte, wird Kinder wohl nicht weiter stören. Schlimmer ist die holprige Inszenierung: Da heiligt der Zweck die Mittel beziehungsweise die Öko-Botschaft das verworrene Drehbuch mitsamt zahlreichen Anschlussfehlern.

Trotz einer umständlichen langen Einleitung bleibt etwa im Dunkeln, wie genau Schildkröte, Eisbär etc. ins afrikanische Landesinnere kommen. Und ausgerechnet im Luxushotel hinterm Staudamm findet eine Klimakonferenz statt. Nicht nur Große werden sich überdies fragen, wie die Vierbeiner das nasse Happy End überleben.

Während der Mensch, das Umweltschwein Nr.1, vor allem als sadistischer Großwildjäger auftritt, sind die Tiere meist Déjà-Vus einschlägiger Trickfilme. Erdmännchen Billy z.B. erinnert an Laberfritze Sid aus "Ice Age", der Tasmanische Teufel ist für die unverzichtbaren Furzwitze zuständig, und selbst die Geier aus dem "Dschungelbuch" feiern Wiederauferstehung.

Angenehm ist aber, dass in dieser deutschen Produktion lippensynchron gesprochen wird. Der Comedian Ralf Schmitz als Erdmännchen Billy und besonoders Christoph Maria Herbst als galanter französischer Gockel verschaffen der pädagogischen Fabel ein paar dringend benötigte komische Akzente.

(apd/csr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort