"Das Blaue vom Himmel" im Kino Eine Schuld, die man nicht vergessen kann

Berlin (RPO). Am Donnerstag startet ein bemerkenswerter Film aus Deutschland in den Kinos. Das üppig bebilderte Melodram "Das Blaue vom Himmel" widmet sich gleich mehreren großen Themen: Liebe, Schuld, Hitler-Deutschland, Demenz und der Kunst, sich in Würde und Anstand vom Leben zu verabschieden. In den Hauptrollen glänzen Karoline Herfurth, Juliane Köhler und Hannelore Elsner als demenzkranke Frau.

Szenen aus "Das Blaue vom Himmel"
11 Bilder

Szenen aus "Das Blaue vom Himmel"

11 Bilder

Filmemacher Hans Steinbichler erzählt in seinem neuen Werk von zwei Frauen, zwei Generationen und zwei Zeiten: Sofia (Juliane Köhler) verfolgt mit ihrer an Demenz erkrankten Mutter (Hannelore Elsner) die Spur eines Familiengeheimnisses.

Während der Mutter die unmittelbare Wirklichkeit zunehmend entgleitet, werden wie Treibgut Erinnerungen aus ihrer Jugend angespült, Bruchstücke eines Lebenspuzzles, das Sofia neugierig macht. Zusammen begeben sie sich auf eine Reise zu ihren lettischen Wurzeln.

Aus dem Altersheim ausgerückt

Die Handlung: Die ehrgeizige TV-Journalistin Sofia (Juliane Köhler) arbeitet an einem Beitrag über die politischen Veränderungen im Baltikum, als sie unvermittelt mit ihren eigenen familiären Wurzeln konfrontiert wird. Ihre an Alzheimer erkrankte Mutter ist aus dem Altersheim ausgerissen und wurde verwirrt aufgegriffen.

Erinnerungen an ihr Leben im lettischen Jürmala wühlen sie auf. Sofia entschließt sich, mit ihrer Mutter an diese Stätte ihrer Jugend zu reisen, um auf diese Weise auch besser zu verstehen, weshalb sie sich zeitlebens von ihr so wenig geliebt fühlte.

Die betörend schöne Ostseelandschaft strahlt in gleißendem Sommerlicht. Dort erlebt in den 30er Jahren die junge Marga (Karoline Herfurth) die große Liebe in Gestalt von Juris (Niklas Kohrt). Ein Bernstein mit einer darin eingeschlossenen Fliege wird in dieser unbeschwerten Strandszene zur symbolträchtigen Liebesgabe.

Poetisch bebildertes Melodram

Wenige Jahre später, das Paar hat mittlerweile geheiratet, ist diese Leichtigkeit aus Margas Leben verflogen. Der Hitler-Stalin-Pakt 1939 zwingt sie zur Flucht nach Deutschland. Doch ihr Mann Juris will nicht mit ihr kommen. Er hat längst eine Liaison mit Ieva (Juta Vanaga) begonnen. Die zutiefst verletzte Marga rächt sich mit einer Tat, die sie sich später nicht verzeihen kann: Sie schiebt Ieva belastendes Propagandamaterial unter und verrät sie an die russischen Besatzer.

Regisseur Hans Steinbichler, durch "Hierankl" und "Winterreise" bereits als Erneuerer des deutschen Heimatfilms gefeiert, wagt nun ein episch ausladend erzähltes Familiendrama. Nach und nach entspinnt sich ein Netz aus Lügen und Geheimnissen und erklärt das sonderliche Verhalten der senilen Marga als Folge einer lebenslang lastenden Schuld.

Hannelore Elsner spielt diese mal in kindliche Verhaltensweisen zurückfallende, dann wieder aggressiv aufbrausende Marga mit Verve, aber auch distanzierendem Manierismus. Da mag Karoline Herfurth inmitten des hochkarätigen Schauspielerensembles - unter anderen Fritzi Haberlandt, Rüdiger Vogler und David Kross - mehr zu berühren, gelingt es ihr doch, Macht und Ohnmacht der Liebe gleichermaßen glaubwürdig zum Ausdruck zu bringen.

(dapd/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort