Dokumentarfilm "Mutiny of Colours" Street Art im Iran: Mit Farben für den Frieden

Teheran · Die einen nennen es Kunst, die anderen Schmiererei: Graffiti. Im Iran sind sie auch ein Ausdruck dafür, seine politische Meinung zu äußern. Werden sie ertappt, drohen den Sprayern allerdings harte Strafen. Zwei Dokumentarfilmer wollen nun zeigen, wie junge Iraner mit ihrer Kunst leben – und mit der Angst, erwischt zu werden.

 Eines der Graffiti, das in dem Trailer zum Film zu sehen ist.

Eines der Graffiti, das in dem Trailer zum Film zu sehen ist.

Foto: Screenshot Vimeo

Die einen nennen es Kunst, die anderen Schmiererei: Graffiti. Im Iran sind sie auch ein Ausdruck dafür, seine politische Meinung zu äußern. Werden sie ertappt, drohen den Sprayern allerdings harte Strafen. Zwei Dokumentarfilmer wollen nun zeigen, wie junge Iraner mit ihrer Kunst leben — und mit der Angst, erwischt zu werden.

Der Film soll Ende des Jahres fertig sein, einen sechsminütigen Trailer gibt es schon. "Mutiny of Colours" (Aufstand der Farben) heißt die Dokumentation von Zeinab Tabrizy und Paliz Khoshdel, die sich mit Street Art im Iran beschäftigt. Zu sehen sind junge Künstler, die insbesondere in den Straßen von Teheran unterwegs sind, um mit der Sprühdose ihre mitunter politischen Botschaften zu verbreiten. Im Film werden sie nur mit Masken gezeigt — aus Angst vor den harten Strafen, die ihnen drohen, sollten sie erkannt werden. Auch eine Frau — Lady Green — wurde für die Dokumentation interviewt.

Im Jahr 2012 begannen die beiden Dokumentarfilmer mit ihren Recherchen. Den Graffiti-Künstlern, so lernten sie schnell, drohen im Iran harte Strafen. Denn das Regime setzt diese Kunst mit Satanismus gleich. "Wenn sie dich erwischen, während du gerade ein Bild fertig stellst, sagen sie, du propagierst westliche Kultur oder satanische Logos", erzählt einer der Künstler in dem Film. Anders als bei den Graffiti, die an vielen Hauswänden prangen und die Obersten des Regimes zeigen. "Diese nennen sie Wandgemälde", erklärt ein Sprayer.

Aber die Künstler wüssten auch, dass dies der einzige Weg sei, um ihren Ansichten und Wünschen Ausdruck zu verleihen, heißt es auf der Facebook-Seite zu dem Film. Das wird auch im Film unterlegt — etwa mit Szenen von der grünen Revolution 2009, als einfache Graffitis mit politischen Botschaften an so mancher Hauswand prangten.

Auch die Street-Art-Künstler, die für den Film interviewt worden sind, malen nicht einfach nur schöne Bilder. "Wir beziehen Straßenkinder, Frieden und Freundschaft ein", sagt einer. Da ist auf einer Wand ein gespraytes Kind zu sehen, das ein imaginäres Schild mit der Aufschrift "Liebe" oder auch "Frieden" in der Hand hält, da ist das Bild einer alten, vom Leben gezeichneten Frau, das an der Wand eines Basares prangt. "Ich glaube, man kann durch Graffiti Protest besser ausdrücken", begründet ein Sprayer sein Leben mit der Kunst.

"Mein Ziel ist es, der Regierung und den Menschen im Iran zu zeigen, dass Graffiti Kunst ist", erklärte Filmemacher Khoshdel Funkhaus Europa. "Die Künstler sind keine Satanisten. Sie sollen die Kunst der Sprayer kennenlernen." Das umzusetzen, war aber auch für die Filmemacher nicht leicht. Denn normalerweise, so Khoshdel, brauche man im Iran für jede Kleinigkeit eine offizielle Genehmigung. Da aber Graffiti im Iran eine illegale Kunst ist, konnten auch keine Drehgenehmigungen eingeholt werden.

Und die Angst davor, erwischt zu werden, ist auch bei den Künstlern immer präsent. "Du denkst immer, jemand beobachtet dich, jemand kontrolliert dich. Du weißt nicht, was passiert, wenn sie dich verhaften", sagt ein Graffiti-Sprayer. Und so ist auch im Trailer eine zunächst brenzlig wirkende Situation zu sehen. Das Team filmt gerade einen Sprayer bei einer Aktion, als ein Mann lautstark fragt: "Malst du da?" Der Mann erklärt noch, dass die Wand gerade wieder weiß gestrichen worden sei. Und dann gibt er sich nachgiebig, sagt zu dem Künstler: "Wenn du sie wieder weiß machst, ist das kein Problem." Dieses Mal hat der junge Mann Glück gehabt.

(das)
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