"Wer hat Angst vor Sibylle Berg?" Doku über die Schriftstellerin Sibylle Berg

Sibylle Berg ist die härteste Schriftstellerin deutscher Sprache, und wenn sie über die Liebe schreibt, hört es sich an wie in dem Roman "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand", nämlich so: "Rasmus' Angewohnheit, mich morgens zu küssen, könnte unter anderen Umständen rührend sein. Ein Umstand wäre meine Abwesenheit."

Doku über Sibylle Berg: "Wer hat Angst vor Sibylle Berg?"
Foto: dpa, hjb

Man weiß nicht viel über die 48-Jährige, nur dass sie 1997 mit dem Roman "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" berühmt wurde und wohl mal eine Clownsschule besuchet hat. Also freute man sich auf die Doku "Wer hat Angst vor Sibylle Berg?" von Sigrun Köhler. Man sieht sie die Autorin darin ihr Traumhaus in L.A. besichtigen, man erlebt sie während der Proben zu einem ihrer Theaterstücke, in Gesprächen mit den Freundinnen Helene Hegemann und Katja Riemann und daheim auf dem Sofa beim Fliegenverscheuchen. Man erfährt, dass sie in der DDR aufwuchs und dass sich ihre Mutter das Leben nahm, als Berg eine Jugendliche war. Sie strahlt etwas Sehnsüchtiges aus, irgendwie. Ansonsten bleibt einem diese Frau ein Rätsel. Und das ist genau richtig so.

Diese Doku macht Lust auf das Denken der Porträtierten, sie erreicht, dass man Berg noch interessanter findet als zuvor. Man würde gern mehr Zeit mit ihr verbringen, ihr länger zuhören, also liest man ihre Bücher und denkt, dass niemand das Desillusioniertsein so lustig und das Leben als Paar so grausam beschreibt wie sie. Es tut so schön weh, mit Sibylle Berg zusammenzusein. Philipp Holstein

Wer hat Angst vor Sibylle Berg?, Deutschland 2015 - Regie: Sigrun Köhler

(RP)
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